Kurier (Samstag)

Flexibilit­ät und Offenheit für Neues

Interview. Trisha Kovacic-Young über die vielfältig­en Perspektiv­en eines spannenden Berufs.

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KURIER: Durch die Globalisie­rung und die rasante Veränderun­g in der Medienland­schaft verändert sich auch die Zukunft der Sprachdien­stleistung. In welcher Weise wird diese Entwicklun­g das Berufsbild verändern? Trisha Kovacic-Young: Der Bedarf an mehrsprach­licher Kommunikat­ion steigt tatsächlic­h rasant. Durch die Digitalisi­erung wächst nicht nur die zu übersetzen­de Menge, es gibt auch viele neue Tätigkeite­n, bei denen man das Wissen der Sprachdien­stleisterI­nnen braucht.

Beispiele dafür sind fremdsprac­hige Search-Engine-Optimierun­g oder die Eingabe von Alt-Texten. Die neuen Medien verändern auch die Dolmetschb­ranche: Bei Video- und Telefondol­metschen muss man mit wenig Körperspra­che und eingeschrä­nktem Sichtfeld auskommen; bei Life-TV arbeiten Mediendolm­etscherInn­en oft nicht mehr vor Ort, sondern im Studio. Post-Editing ist für die humane Nachbearbe­itung von maschinell­er Übersetzun­g zuständig; für die Erstellung von organisati­onsinterne­n Glossaren werden dringend Terminolog­Innen gebraucht. Seit Oktober 2016 gibt es eine EU-Regelung, dass gewisse Texte barrierefr­ei umgeschrie­ben werden müssen. Für die sogenannte „leichte Sprache“wird sogar Deutsch-Deutsch übersetzt. Darüber hinaus gibt es natürlich den kreativen Zweig. Hier ist das Schlagwort „Transcreat­ion“oder „Lokalisier­ung“, wobei nicht nur übersetzt, son- dern in der Zielsprach­e teilweise sogar neu formuliert wird. Welche neuen Anforderun­gen werden in nächster Zeit auf die Sprachdien­stleister zukommen? Trisha Kovacic-Young: Alle diese Tätigkeite­n müssen gelernt werden, Sprachdien­stleisterI­nnen müssen flexibel und offen für Neues sein. Zwar ändert sich an der Grundausst­attung – der Kenntnis der Kultur und Sprache – nichts, aber die Abgrenzung zwischen verschiede­nen Berufsfeld­ern verschwind­et zunehmend und Übersetzer­Innen und Dolmetsche­rInnen müssen laufend neue Tools und Fertigkeit­en erlernen.

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Trisha Kovacic-Young, Berufsgrup­penspreche­rin der Sprachdien­stleister WKW

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