Das allzu Hochtourige ist nicht immer das Wahre
In der Josefstadt hyperventiliert die Komik in Feydeaus Komödie „Wie man Hasen jagt“.
Eine Klamotte, überfrachtet mit Klamauk und Kalauer. Das ist „Wie man Hasen jagt“in der Übersetzung von Elfriede Jelinek und in der Regie von Folke Braband im Theater in der Josefstadt.
Georges Feydeaus Farce, 1892 in Paris uraufgeführt, wirkt auf der Bühne wie ein Film mit Louis de Funès.
Da wird wild gestikuliert, gezappelt, grimassiert, gerangelt. Es ist offensichtlich: Komödie kann sehr anstrengend sein: Für die unterschiedlichst von seinerzeit bis heute kostümierten Schauspieler (Ausstattung: Stephan Dietrich), die in der Eskalation heimlicher Verabredungen, Lügen, Versteckspiele und Verwicklungen von Anfang an überagitiert bis hysterisch agieren.
Ein Ehemann betrügt seine Ehefrau. Aber die kommt dahinter, weil der Hausherr immer kuriosere Sachen wie Pastete und Eingelegtes als „Beute“von seinen fiktiven Jagdausflügen mitbringt. Sie rächt sich, indem sie ihren Mann mit seinem besten Freund hintergeht ...
Komödie kann – wie in diesem Fall – auch ein bisschen enervierend sein: Für das Publikum, das hier vorgeführt bekommt, wie anstrengend es sein kann, komisch sein zu wollen.
Wahnwitz
Brüllende Komik, Slapstick, Satire, alles ist da im amourösen Verwirrspiel der Betrüger und Betrogenen. Lachtheater dieser Art muss zwar schnell abschnurren, damit sich die Spirale der Missverständnisse und missglückten Liebesversuche ins Absurde dreht. Aber überdreht heißt nicht unbedingt temporeich.
Dabei sind die Protagonisten mit Feydeau, dem Molière der Belle Époque, eigentlich vertraut: Roman Schmelzer, jetzt Schürzenjäger Duchotel und Pauline Knof, die betrogene Ehefrau, waren in der Josefstadt schon in „Der Gockel“zu sehen. Martin Niedermair ist ein Zappelphilipp als Möchtegern-Liebhaber, Holger Schober ein im breiten Dialekt polternder Tölpel und Tobias Reinthaller als Neffe Gontran ein pfiffiger Profiteur als zufälliger Zeuge der Eskapaden seines Onkels.
Hier haben sie allerdings einer Regie zu folgen, die sozusagen über ihren eigenen Witz lacht. Während man Komödie doch ernst nehmen undernst spielen muss, damit der Wahnwitz der Groteske zur Wirkung kommt. Statt der Pointe mit Gags noch eine Watschen zu geben.
Dabei steht alles klipp und klar bei Feydeau: „Indem ich den Wahnwitz organisiere, der die Heiterkeit des Publikums entfesseln wird, fühle ich mich nicht erheitert. Ich bewahre den Ernst, das kalte Blut des Apothekers, der eine Arznei bereitet: ein Gramm Verwicklung, ein Gramm Pikanterie, ein Gramm Bedeutung.“
KURIER-Wertung: