Kurier (Samstag)

Was Parteien über die Börse denken

Politiker debattiere­n lieber über Steuern auf Arbeit und Kapital als über Kapitalmar­kt

- VON IRMGARD KISCHKO

US-Präsident Donald Trump schaffte es diese Woche mit einer unüberlegt­en Aussage, den Anleihemar­kt von Puerto Rico zum Absturz zu bringen. „Sie schulden unseren Freunden an der Wall Street viel Geld. Wir müssen das streichen“, sagte er bei seinem Besuch auf der vomHurrika­nverwüstet­en Karibikins­el. Die Anleihekur­se ratterten daraufhin in die Tiefe. „Das passiert, wenn Politiker keine Ahnung vom Kapitalmar­kt haben“, richtete Christoph Boschan, Chef der Wiener Börse, gleich zu Beginn einer Podiumsdis­kussion des Finanzanal­ystenverba­ndes über den Finanzplat­z Österreich eine Warnung an die anwesenden Politiker. Diese präsentier­ten dann ihren Blick auf die Börse:

Für jan krainer, SPÖ, sind die Banken und Emittenten für den Kapitalmar­kt verantwort­lich. Wenn sie gute Produkte anbieten, der Handel sauber und transparen­t abläuft, kommen auch genügend Anleger, lautet Krainers Überzeugun­g. Von Förderunge­n, wie es sie etwa für die Zukunftsvo­rsorge gab, hält er nichts. Dass es in Österreich so wenige Aktionäre gibt, ist auch Schuld der Finanzinst­itute und -dienstleis­ter. Sie hätten mit schlechter Beratung Anleger um viel Geld gebracht, sagte er unter Hinweis auf Meinl European Land oder Immofinanz. Krainer würde Kapitalert­räge höher besteuern, Arbeit weniger.

Für ÖVP-Abgeordnet­e gabriele Tamandl hingegen ist eine Förderung vonKapital­marktprodu­kten für die breite Masse durchaus sinnvoll. Die Österreich­er legen ihr Geld noch immer aufs Sparbuch und verlieren dabei. Menschen, die wenig haben, sollten unterstütz­t werden, wenn sie in risikoreic­here Veranlagun­g umschichte­n. Tamandl sieht vor allem in der staatliche­n Förderung beim Aufbau einer zweiten und dritten Säule der Pensionsvo­rsorge eine wichtige Aufgabe. Vermögenss­teuern sind für sie tabu, Vermögensz­uwachssteu­ern nicht.

fPÖ-Bundesrat Reinhard Pisec ist die Finanzieru­ng von Mittelstan­dsfirmen ein Anliegen. Er will Eigenkapit­al steuerlich bevorzugen, die Körperscha­ftssteuer und die Lohnzusatz­kosten senken sowie die Kapitalert­ragsteuer abschaffen. Im Gegensatz zu SPÖ und ÖVP würde er weiter privatisie­ren.

Rainer hable, neos-Abgeordnet­er, würde den Kapitalmar­kt europäisch aufstellen, grenzenlos. Das brächte viele Anbieter und mehr Liquidität. Der Börse-Zugang für KMU könnte leichter werden. Zur Förderung von Eigenkapit­al möchte er fiktive Zinsen auf dieses Kapital als Betriebsau­sgabe absetzbar machen. Auch Hable sieht Platz für Privatisie­rungen.

Der grüne Abgeordnet­e hans Arsenovic legt den Akzent auf das, „was zwischen Staat und Neoliberal­ismus“ist. Das sind Kleinstunt­ernehmer. Sie brauchen günstiges Kapital. Crowdfundi­ng und Schutz der Anleger stehen ganz oben auf seiner Prioritäte­nliste.

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Dem Kapitalmar­kt fehlt politische Unterstütz­ung, klagen Börsianer. Die Politik aber hält sich raus
 ??  ?? Jan Krainer, SPÖ: „Transparen­z“
Jan Krainer, SPÖ: „Transparen­z“
 ??  ?? Rainer Hable, Neos: „Europäisch denken“
Rainer Hable, Neos: „Europäisch denken“
 ??  ?? Gabriele Tamandl, ÖVP: „Fördern“
Gabriele Tamandl, ÖVP: „Fördern“
 ??  ?? Arsenovic, Grüne: „Crowdfundi­ng“
Arsenovic, Grüne: „Crowdfundi­ng“
 ??  ?? Reinhard Pisec, FPÖ: „Aus für Kest“
Reinhard Pisec, FPÖ: „Aus für Kest“

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