Lebenszeichen in turbulenten Zeiten
Trotz Teamchef-Abschied, ÖFB-Krise und WM-Out feierte Österreich einen tollen Sieg gegen Serbien
Es war ein Abschied ohne Pfiffe. Einer der erkennen ließ, Teamchef Marcel Koller hat noch immer Kredit beim Publikum. Dennoch, es ist beschlossene Sache, der Schweizer gab seinen letzten Auftritt im Wiener Prater. Nicht unbedingt ein Heimspiel, zu unüberhörbar war die mehrheitlich serbische Präsenz auf den Rängen. Einer schaute zu: Star-Trainer José Mourinho. Lediglich interessiert, ohne Hintergedanken.
Und es war selbst für den kühnsten Rechenkünstler der endgültige Abschied des österreichischen Nationalteams aus der WM-Qualifikation. Wales hatte zuvor in Georgien das Notwendigste getan, 1:0 gewonnen.
Eine nach zahlreichen Absagen völlig umgekrempelte Elf gab sich trotzdem nicht der Hoffnungslosigkeit hin.
Österreichs Mannschaft bestimmte das Geschehen gegen Tabellenführer Serbien, angetrieben von einem bemühten, aber zunächst glücklosen Arnautovic, hinten relativ gut abgesichert von einer Viererkette, die es in dieser Zusammensetzung noch nie gegeben hat.
Angriffslustig
Es hätte tatsächlich eine rundum zufriedenstellende, höchst unterhaltende Vorstellung einer stets zielstrebigen, einsatzfreudigen und spielerisch starken Mannschaft werden können. Hätte nicht jene Krankheit ihre hemmende Wirkung gezeigt, die in der gesamten Qualifikation zu einer chronischen geworden war: der Verwertung von Tormöglichkeiten. Es gab sie in Hülle und Fülle, es fehlte die nötige Konsequenz. Also entsprach der Spielverlauf der Befürchtung. Wöbers Kopfballabwehr verlor ihren befreienden Sinn, der Ball landete vor den Füßen von Milivojevic – Flachschuss aus 20 Metern, und das 0:1 war die Rechnung für zwei zuvor vergebene Gelegenheiten.
Unbeirrt
Das Konzept ging nicht verloren. Österreichs Spieler wirkten von der Last des Qualifikationsdrucks befreit, spielten alleine in der ersten Halbzeit sechs Chancen der hochkarätigen Sorte heraus und verwerteten davon leider nur eine. Burgstaller, nach Vorlage von Danso (25.).
Viel wurde in den vergangenen Tagen gejammert. Vom mangelnden Fortschritt, von fehlender Klasse, vom regelrechten Absturz in finstere Zeiten. Aber es war ein Lebenszeichen, ein Aufbegehren einer neuformierten Mannschaft. Alaba oder Harnik? Es fehlte die Vermisstenanzeige.
Arnautovic sollte sich mit einem Treffer zum 2:1 belohnen. Der Mann mit serbischen Wurzeln verzichtete auf den Jubel. Weil den Serben der Ausgleich durch Matic (83.) gelang, aber Schaub noch spät (89.) traf, gewann das Nationalteam sein letztes Heimspiel in dieser WMQualifikation. Am Montag folgt der Abschluss der Ära Koller in Moldau.
Es darf wieder einmal leise gehofft werden im ständigen Auf und Ab des österreichischen Fußballs. Marcel Koller verließ das Spielfeld. Begleitet von Applaus. Und „ohne Genugtuung zu empfinden“, wie er sagte.