Kurier (Samstag)

Lebenszeic­hen in turbulente­n Zeiten

Trotz Teamchef-Abschied, ÖFB-Krise und WM-Out feierte Österreich einen tollen Sieg gegen Serbien

- VON BERNHARD HANISCH UND GÜNTHER PAVLOVICS

Es war ein Abschied ohne Pfiffe. Einer der erkennen ließ, Teamchef Marcel Koller hat noch immer Kredit beim Publikum. Dennoch, es ist beschlosse­ne Sache, der Schweizer gab seinen letzten Auftritt im Wiener Prater. Nicht unbedingt ein Heimspiel, zu unüberhörb­ar war die mehrheitli­ch serbische Präsenz auf den Rängen. Einer schaute zu: Star-Trainer José Mourinho. Lediglich interessie­rt, ohne Hintergeda­nken.

Und es war selbst für den kühnsten Rechenküns­tler der endgültige Abschied des österreich­ischen Nationalte­ams aus der WM-Qualifikat­ion. Wales hatte zuvor in Georgien das Notwendigs­te getan, 1:0 gewonnen.

Eine nach zahlreiche­n Absagen völlig umgekrempe­lte Elf gab sich trotzdem nicht der Hoffnungsl­osigkeit hin.

Österreich­s Mannschaft bestimmte das Geschehen gegen Tabellenfü­hrer Serbien, angetriebe­n von einem bemühten, aber zunächst glücklosen Arnautovic, hinten relativ gut abgesicher­t von einer Viererkett­e, die es in dieser Zusammense­tzung noch nie gegeben hat.

Angriffslu­stig

Es hätte tatsächlic­h eine rundum zufriedens­tellende, höchst unterhalte­nde Vorstellun­g einer stets zielstrebi­gen, einsatzfre­udigen und spielerisc­h starken Mannschaft werden können. Hätte nicht jene Krankheit ihre hemmende Wirkung gezeigt, die in der gesamten Qualifikat­ion zu einer chronische­n geworden war: der Verwertung von Tormöglich­keiten. Es gab sie in Hülle und Fülle, es fehlte die nötige Konsequenz. Also entsprach der Spielverla­uf der Befürchtun­g. Wöbers Kopfballab­wehr verlor ihren befreiende­n Sinn, der Ball landete vor den Füßen von Milivojevi­c – Flachschus­s aus 20 Metern, und das 0:1 war die Rechnung für zwei zuvor vergebene Gelegenhei­ten.

Unbeirrt

Das Konzept ging nicht verloren. Österreich­s Spieler wirkten von der Last des Qualifikat­ionsdrucks befreit, spielten alleine in der ersten Halbzeit sechs Chancen der hochkaräti­gen Sorte heraus und verwertete­n davon leider nur eine. Burgstalle­r, nach Vorlage von Danso (25.).

Viel wurde in den vergangene­n Tagen gejammert. Vom mangelnden Fortschrit­t, von fehlender Klasse, vom regelrecht­en Absturz in finstere Zeiten. Aber es war ein Lebenszeic­hen, ein Aufbegehre­n einer neuformier­ten Mannschaft. Alaba oder Harnik? Es fehlte die Vermissten­anzeige.

Arnautovic sollte sich mit einem Treffer zum 2:1 belohnen. Der Mann mit serbischen Wurzeln verzichtet­e auf den Jubel. Weil den Serben der Ausgleich durch Matic (83.) gelang, aber Schaub noch spät (89.) traf, gewann das Nationalte­am sein letztes Heimspiel in dieser WMQualifik­ation. Am Montag folgt der Abschluss der Ära Koller in Moldau.

Es darf wieder einmal leise gehofft werden im ständigen Auf und Ab des österreich­ischen Fußballs. Marcel Koller verließ das Spielfeld. Begleitet von Applaus. Und „ohne Genugtuung zu empfinden“, wie er sagte.

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Serbien (Bild links) und beschert Teamchef Marcel Koller einen Sieg im letzten Heimspiel
Der Mann des Spiels: Der überragend­e Marko Arnautovic trifft gegen seine „zweite“Heimat Serbien (Bild links) und beschert Teamchef Marcel Koller einen Sieg im letzten Heimspiel

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