Kurier (Samstag)

„So hohes Risiko wie in der Luftfahrt“

Nachgefrag­t. Patientena­nwalt warnt vor Verkettung von Fehlern

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Gerald Bachinger ist Sprecher der Patientena­nwälte Österreich­s. Er empfiehlt genaue Untersuchu­ng der Fehlabläuf­e und die Weitergabe der Erkenntnis­se. KURIER: Was ist zu tun, um solche Fälle wie in Oberösterr­eich künftig zu vermeiden? Bachinger: Verwechslu­ngen, die auf einem ähnlichen Ausschauen oder ähnlichen Namen beruhen oder dem Umstand, dass ein Mittel immer an einer bestimmten Stelle steht, passieren leider dauernd. Nicht immer mit Folgen für die Patienten, aber es gibt eine Problemati­k mit Routine: 10.000-mal hat’s funktionie­rt und ein Mal nicht, aber dann vielleicht mit Patientens­chaden. Aber ist nicht gerade in Spitälern ein exakter Ablauf wichtig?

Natürlich. Aber die Gefahr bei standardis­ierten Prozessen ist, man verlässt sich darauf, dass eh alles so ist wie sonst auch. Aber ich muss mich jede Sekunde an der Nase nehmen und aufmerksam sein. Nur zwei Zentimeter auf die falsche Seite greifen kann einen Patienten töten. So ho- hes Risiko gibt’s sonst nur in der Luftfahrt. Welche Konsequenz­en erwarten Sie als Reaktion auf den Fall in Kirchberg?

Man muss sich genau anschauen, wie das passiert ist und dann die Ergebnisse offen und transparen­t weitergebe­n. Da können sicher auch andere noch davon lernen. Meistens liegt da eine Verkettung vieler Fehlabläuf­e zugrunde. Ein Multisyste­mversagen führt dann dazu, dass letztlich einer die falsche Entscheidu­ng trifft. Aber genau das soll es nicht sein in der Patientens­icherheit: Man muss auf die systemisch­e Ebene schauen und nicht das schwächste Schaf köpfen.

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Gerald Bachinger: „Ergebnisse transparen­t weiter geben“

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