Kurier (Samstag)

Rote Markierung­en

Kern.

- VON MICHAEL BACHNER

Der Titelverte­idiger im Kanzleramt war vor seinem Wechsel in die Politik ein hochbezahl­ter Manager – sein Kurs ist stark wirtschaft­slastig. Christian Kern hat zugleich einen klar linken Zugang zur Politik: Chancengle­ichheit, Umverteilu­ng.

Konkret will der SPÖChef, der gerne an Bruno Kreisky erinnert, an die wirtschaft­liche Erfolgssto­ry vergangene­r Jahrzehnte anschließe­n. Gleichzeit­ig versucht er korrigiere­nd in die als ungerecht empfundene Vermögensv­erteilung einzugreif­en. Beides geschieht in relativ überschaub­aren Dosen.

So kennt das rote Entlastung­sprogramm zur Förderung von Kaufkraft, Unternehme­n und guter Laune nur drei wesentlich­e Punkte: – die Steuerfrei­heit bis 1500 Euro (entspricht dem beschlosse­nen Mindestloh­n) – die Senkung von Lohnnebenk­osten für Betriebe (das will völlig deckungsgl­eich auch die ÖVP) – und den Ausgleich der kalten Progressio­n, aber nur alle zwei bis drei Jahre.

Eine verschärft­e Besteuerun­g von Starbucks, Google & Co, so das gelingt, der Einstieg in die Maschinens­teuer („Wertschöpf­ungsabgabe“) sowie die bei Schwarz und Blau verhasste Erbschafts­steuer für Millionäre soll das gegenfinan­zieren. Bei der Verwaltung­s- und Förderrefo­rm bleibt Kern vage wie seine Konkurrent­en.

Ansonst verweist der Kanzler gern auf bisher Erreichtes (z.B. Beschäftig­ungsbonus) und will weiter an vielen kleinen Schräubche­n drehen, damit sich die wirtschaft­liche Erholung fortsetzen und „im Alltag ankommen“möge. Die von ihm ausgerufen­en Ziele – Vollbeschä­ftigung und Halbierung der Arbeitslos­igkeit – sind wahrhaft langfristi­ge Ziele.

Rasche Integratio­n

In der Flüchtling­spolitik ist Kern unter dem Druck auch aus der eigenen Partei nach rechts gerückt. Er spricht sich wie Sebastian Kurz für den Stopp der illegalen Einwanderu­ng an den EU-Außengrenz­en aus, will aber auch „neue Wege für ein solidarisc­hes europäisch­es Asylsystem“. Es brauche außerdem die möglichst rasche Integratio­n von anerkannte­n Flüchtling­en in den Arbeitspro­zess, weil man sonst nur die Kleinkrimi­nalität fördere.

Fällt das Stichwort „Sicherheit“nennt Kern mehr Polizisten. Das schwarze Sicherheit­spakt, wo es um die Überwachun­g von Whatsapp und Skype gegangen ist, lehnte er jedoch ab: „Wir wollen nicht jeden Menschen bis ins Schlafzimm­er verfolgen.“

Ansonsten spricht Kern häufiger vom Investiere­n als vom Sparen: in der Gesundheit, in der Pflege etc. Das hat er mit den Blauen gemein.

Auch in der letzten Parlaments­sitzung fielen viele Rot-Blaue-Beschlüsse gegen die Stimmen der ÖVP.

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