Kurier (Samstag)

Blaues Heimatrech­t

Strache.

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Der Chef der Freiheitli­chen war über Monate in der Pole Position, dann kam Sebastian Kurz und stahl HeinzChris­tian Strache die Show und übernahm die Rolle des Umfrage-Kaisers.

Mittlerwei­le dient sich der Oberblaue offen als Innenminis­ter an. Auch die Sozialpoli­tik interessie­re ihn. Insofern ist spannend, wo die freiheitli­chen Duftmarken in den Bereichen Sicherheit & Migration und im Sozialen zu finden sind.

Die Ausländerf­rage, genauer die Inländer-Bevorzugun­g, durchdring­t das Programm der „österreich­ischen Patrioten“. Wegen des Rechtsruck­s der ÖVP drängt es auch die „soziale Heimatpart­ei“immer weiter dorthin. Typisch für das Weltbild auch die internatio­nalen Kooperatio­nspartner: AfD in Deutschlan­d, Front National in Frankreich.

Angst vor Terror

„Nicht jeder Muslim ist ein Terrorist, aber fast jeder Terrorist in Europa in den letzten Jahren war ein radikaler Islamist.“So bringt Strache neben vielen anderen Argumenten seine Forderung nach einem totalen Zuwanderun­gsstopp, einem rigorosen Grenzschut­z, seine Forderung nach Abschiebun­g aller „Scheinasyl­anten“oder den Ansatz, den politische­n Islam zu „verbieten“.

Weil sich eine religiöspo­litische Ideologie kaum verbieten lässt, außer man weitet das Verbotsges­etz auf Hasspredig­er aus, wettert Strache gegen ihre konkreten Ausprägung­en: Islam-Kindergärt­en, islamistis­che Vereine, einschlägi­ge Moscheen, in denen für den IS rekrutiert würde.

Im Sozialen, wie auch im Wirtschaft­sbereich, stellt Strache seine Forderunge­n unter den Überbegrif­f von der „Fairness“. Diese wäre gegeben, wenn: – die Mindestpen­sion nach 40 Versicheru­ngsjahren 1200 Euro beträgt und Kindererzi­ehungszeit­en endlich besser angerechne­t werden – die Mindestsic­herung für anerkannte Flüchtling­e gestrichen und rein auf Sachleistu­ngen umgestellt wird – die Pflichtmit­gliedschaf­t in den rot-schwarzen Kammern abgeschaff­t würde.

Je mehr man sich im blauen Programm vertieft, desto klarer wird die Stoßrichtu­ng: Sie reicht von der „restriktiv­en Begrenzung des Ausländera­nteils in Schulklass­en“bis hin zur Idee von der „Österreich­ischen Menschenre­chtskonven­tion, die auch das Heimatrech­t der Österreich­er schützt“.

In Europa-Fragen bekämpft Strache den Brüsseler Zentralism­us. Problemati­sch wurde es für Strache, als er meinte, London würde nach dem Brexit sicher besser dastehen als vorher. Sofort wurde er an sein Liebäugeln mit dem Öxit erinnert und muss sich seither – wider Willen – als Europäer geben, dem es in Wahrheit vor allem um Subsidiari­tät, also starke Nationalst­aaten geht.

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