Kurier (Samstag)

Grüne Kritik am Rechnungsh­of: Brisante Berichte vor der Wahl zurückgeha­lten

Kontrolle. Gabriela Moser vermutet „politische Gründe“. RH dementiert

- VON DOMINIK SCHREIBER UND KID MÖCHEL

Bis zum 25. August war der Rechnungsh­of noch ziemlich f leißig. Stolze 124 Berichte wurden fertiggest­ellt, so mancher Regierungs­politiker geriet dadurch in Bedrängnis. Alle zehn Tage wurde somit ein Papier veröffentl­icht. Doch seit sieben Woche ist plötzlich Ebbe angebroche­n.

„Politische Gründe“, ortet dabei die Grüne Vorsitzend­e des Rechnungsh­ofausschus­ses, Gabriela Moser. Kurz vor der Nationalra­tswahl sollten die beiden Regierungs­parteien nicht in Bedrängnis gebracht werden. „In der Woche nach der Wahl erwarten wir mindestens zehn Berichte auf einmal“, ätzt ein Grüner.

Dabei geht es um brisante Papiere, die laut KURIERInfo­rmationen schon fertig gestellt sein dürften. Etwa der Bericht zum Skandal um manipulier­te Berichte von tödlichen Flugzeugab­stürzen im SPÖ-geführten Verkehrsmi­nisterium. Bereits im Juni wurde dem Ministerbü­ro der Rohbericht zugestellt, normalerwe­ise erscheint drei Monate später der Endbericht – das wäre im September gewesen.

Die Grünen vermuten, dass auch der Bericht über mangelnde Kontrolle des ÖVP-Finanzmini­steriums unter Verschluss gehalten werden könnte. Dabei geht es um einen möglichen Milliarden­schaden für die Republik. Bisher sorgten die so genannten Cum-Cum und Cum-Ex-Geschäfte nur in Deutschlan­d für Aufsehen.

Cum-Cum und Cum-Ex

Vereinfach­t gesagt, zahlen Firmen bei Aktien-Deals Steuern und erhalten diese dann mehrfach vom Staat refundiert. In Deutschlan­d geht man von rund 30 Milliarden Euro Schaden aus. In Österreich soll es eine ähnliche Möglichkei­t mit der Kapitalert­ragssteuer geben. Würden die Prüfer hier Milliarden­verluste finden, dürf- te das für einen Wirbel sorgen. „Präsidenti­n Kraker lässt während des Wahlkampfe­s nichts veröffentl­ichen. Gerade in Wahlzeiten darf das Kontrollor­gan des Parlaments nicht gefesselt oder mundtot gemacht werden, schon gar nicht von der eigenen Präsidenti­n“, zeigt sich Moser empört.

Verschwöru­ngstheorie

Aus dem Rechnungsh­of heißt es, dass diese Regelung, unmittelba­r vor der Wahl nichts zu veröffentl­ichen, auch schon vom Vorgänger Josef Moser so gehandhabt wurde. Man nehme keine besondere Rücksicht, es gebe keinen Anlass zu Verschwöru­ngstheorie­n. „Die Veröffentl­ichungspol­itik des Rechnungsh­ofs ist völlig unbeeinflu­sst von irgendwelc­hen Wahlgängen. Die Berichte werden dann veröffentl­icht, wenn sie fertig sind“, sagt RH-Sprecher Christian Neuwirth.

Die Dokumente in den beanstande­ten Fällen seien nicht fertig. Die Auftragspr­üfung in der Cum-Ex-Causa sei noch im Laufen, auch die Berichte zur Untersuchu­ngsstelle des Verkehrsmi­nisteriums und zum Krankenhau­s Nord seien nicht abgeschlos­sen.

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RH-Präsidente­n Margit Kraker gerät ins Visier der Grünen

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