Kurier (Samstag)

Kurz: „Sicherlich keine muslimisch­en Feiertage“

Umstritten. Deutscher Minister löst Debatte aus

- – ANDREAS SCHWARZ, EVELYN PETERNEL

„Mit Sebastian Kurz werden in Österreich sicherlich keine muslimisch­en Feiertage eingeführt.“– Derart unmissvers­tändlich hat der Außen- und Integratio­nsminister der ÖVP gegenüber dem KURIER auf eine Debatte reagiert, die der deutsche Innenminis­ter Thomas de Maizière in unserem Nachbarlan­d ausgelöst hat: Der Minister hatte sich auf einer Wahlkampfv­eranstaltu­ng in Niedersach­sen offen dafür gezeigt, in bestimmten Regionen Deutschlan­ds muslimisch­e Feiertage einzuführe­n.

„Wo es viele Moslems gibt, warum kann man nicht auch mal über einen muslimisch­en Feiertag nachdenken“, sagte de Maizière. Auch Allerheili­gen sei nur dort Feiertag, wo viele Katholiken lebten (Deutschlan­d ist bis auf Bayern und einige Regionen im Westen überwiegen­d protestant­isch). Generell seien die Feiertage in Deutschlan­d aber christlich geprägt, und das solle auch so bleiben.

Im übrigen bezweifelt­e der Minister, ob die Bevölkerun­g überhaupt die Bedeutung der christlich­en Feiertage zu erklären wüsste. „Ich weiß nicht, ob Sie Ihren Kindern flüssig sagen können, was am Buß- und Bettag eigentlich so der religiöse Inhalt ist.“

Freude bei Zentralrat

Der Zentralrat der Muslime begrüßte die Bemerkunge­n de Maizières. Vorsitzend­er Aiman Mazyek sagte, solche Feiertage wären integratio­nsfördernd. Es gehe darum, dass Muslime in Schule und Beruf Berücksich­tigung fänden – ein Polizist könne zum Fest des Fastenbrec­hens am Ende des Ramadan frei haben und dafür einen christlich­en Kollegen am ersten Weihnachts­feiertag entlasten. Der niedersäch­sische CDU-Landeschef Bernd Althusmann sieht für eine „Änderung der gewachsene­n Feiertags-Strukturen allerdings keinen Bedarf“. Die Diskussion sei im Übrigen für Wahlkampfz­eiten ungeeignet, so der CDU-Mann, der am Sonntag eine Wahl zu schlagen hat ( siehe Artikel links). In der Union tobt seit der Wahl eine Debatte darüber, wie offen man sich Migranten gegenüber zeigen soll.

„Keine Priorität“

Neben Sebastian Kurz – „diese Debatte stellt sich für uns nicht“sagte der ÖVP-Chef, „wir stehen zu unserer christlich-jüdischen Prägung und Tradition“– hat sich auch Grünen-Chef Cem Özdemir im KURIER-Interview nicht gerade angetan von der Idee seines CDU-Kollegen gezeigt. „Das hat keine Priorität für mich“, so Özdemir.

Auch er argumentie­rt, dass es wichtiger sei, sich mit den Gründen für christlich­e Feiertage auseinande­rzusetzen: „Ich finde es bemerkensw­ert, dass bei christlich­en Anlässen zunehmend der Anlass vergessen wird. Weihnachte­n ist zum Geschenkfe­st verkommen, und das sagt jemand, der aus einer muslimisch­en Familie kommt und evangelisc­hen Religionsu­nterricht genossen hat.“

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CDU-Innenmnini­ster Thomas de Maizière sorgt für Debatten

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