Kurz: „Sicherlich keine muslimischen Feiertage“
Umstritten. Deutscher Minister löst Debatte aus
„Mit Sebastian Kurz werden in Österreich sicherlich keine muslimischen Feiertage eingeführt.“– Derart unmissverständlich hat der Außen- und Integrationsminister der ÖVP gegenüber dem KURIER auf eine Debatte reagiert, die der deutsche Innenminister Thomas de Maizière in unserem Nachbarland ausgelöst hat: Der Minister hatte sich auf einer Wahlkampfveranstaltung in Niedersachsen offen dafür gezeigt, in bestimmten Regionen Deutschlands muslimische Feiertage einzuführen.
„Wo es viele Moslems gibt, warum kann man nicht auch mal über einen muslimischen Feiertag nachdenken“, sagte de Maizière. Auch Allerheiligen sei nur dort Feiertag, wo viele Katholiken lebten (Deutschland ist bis auf Bayern und einige Regionen im Westen überwiegend protestantisch). Generell seien die Feiertage in Deutschland aber christlich geprägt, und das solle auch so bleiben.
Im übrigen bezweifelte der Minister, ob die Bevölkerung überhaupt die Bedeutung der christlichen Feiertage zu erklären wüsste. „Ich weiß nicht, ob Sie Ihren Kindern flüssig sagen können, was am Buß- und Bettag eigentlich so der religiöse Inhalt ist.“
Freude bei Zentralrat
Der Zentralrat der Muslime begrüßte die Bemerkungen de Maizières. Vorsitzender Aiman Mazyek sagte, solche Feiertage wären integrationsfördernd. Es gehe darum, dass Muslime in Schule und Beruf Berücksichtigung fänden – ein Polizist könne zum Fest des Fastenbrechens am Ende des Ramadan frei haben und dafür einen christlichen Kollegen am ersten Weihnachtsfeiertag entlasten. Der niedersächsische CDU-Landeschef Bernd Althusmann sieht für eine „Änderung der gewachsenen Feiertags-Strukturen allerdings keinen Bedarf“. Die Diskussion sei im Übrigen für Wahlkampfzeiten ungeeignet, so der CDU-Mann, der am Sonntag eine Wahl zu schlagen hat ( siehe Artikel links). In der Union tobt seit der Wahl eine Debatte darüber, wie offen man sich Migranten gegenüber zeigen soll.
„Keine Priorität“
Neben Sebastian Kurz – „diese Debatte stellt sich für uns nicht“sagte der ÖVP-Chef, „wir stehen zu unserer christlich-jüdischen Prägung und Tradition“– hat sich auch Grünen-Chef Cem Özdemir im KURIER-Interview nicht gerade angetan von der Idee seines CDU-Kollegen gezeigt. „Das hat keine Priorität für mich“, so Özdemir.
Auch er argumentiert, dass es wichtiger sei, sich mit den Gründen für christliche Feiertage auseinanderzusetzen: „Ich finde es bemerkenswert, dass bei christlichen Anlässen zunehmend der Anlass vergessen wird. Weihnachten ist zum Geschenkfest verkommen, und das sagt jemand, der aus einer muslimischen Familie kommt und evangelischen Religionsunterricht genossen hat.“