Kurier (Samstag)

Trumps halb leere Drohungen

US-Präsident drängt auf härteres Vorgehen gegen Iran – mit ungewissem Erfolg

- VON KONRAD KRAMAR

Große Kampfansag­en, kleine Schritte. Die politische Umsetzung seiner Wahlkampf-Sprüche fällt Donald Trump weiterhin schwer – auch im schwelende­n Konflikt mit dem Iran. In einer mit großer Spannung erwarteten Rede attackiert­e er das Atomabkomm­en mit dem MullahRegi­me erneut als „schlechtes­ten Deal aller Zeiten“, und wütete ausführlic­h über den „Schurkenst­aat“und seine „weltweite Unterstütz­ung für Terrorismu­s “.

Die Maßnahmen, die der Präsident in Folge ankündigte, sind dagegen bescheiden. Das Weiße Haus muss alle 90 Tage mitteilen, ob man der Ansicht ist, dass der Iran die Auflagen des Atomabkomm­ens einhält. Zwei Mal hat dies Trump schon – zähneknirs­chend – getan, diesmal verweigert­e er:

Terror-Drahtziehe­r

Zwar hat die UN-Atombehörd­e IAEO – die Hüterin des Abkommens – Teheran gerade erst korrektes Verhalten bescheinig­t, doch Trumps Vorwürfe sind grundsätzl­icher. Für ihn hält sich der Iran nicht an den „Geist“des Abkommens, bricht also mit dessen grundsätzl­ichen Zielen. Die konkreten Vorwürfe: Der Iran entwickelt und testet Raketen mit immer größerer Reichweite, er hält enge Beziehunge­n zu radikalen Gruppen im Nahen Osten, wie etwa der Hisbollah im Libanon, er mischt im Irak und im Bürgerkrie­g in Syrien politisch und militärisc­h mit.

Trumps Ziel ist daher, härter gegen den Iran vorzugehen. Doch die eigentlich nächstlieg­ende Maßnahme, die Aufkündigu­ng des Atomabkomm­ens, kann der Präsident vorerst nicht setzen.

Zu groß und gänzlich un- kalkulierb­ar seien die Risiken, hatten ihn vorher Schwergewi­chte aus seinem eigenen Kabinett gewarnt, darunter auch Außenminis­ter Rex Tillerson und Verteidigu­ngsministe­r Jim Mattis. Sei der Atomdeal einmal aufgekündi­gt, würde Teheran die Kontrollen der IAEO nicht mehr zulassen und sein Atomprogra­mm wieder auf Vollgas beschleuni­gen – vermutlich in Richtung einer Atombombe. Im US-Kongress warnen vor allem die Demokraten davor, das Abkommen aufzukündi­gen, doch auch viele Republikan­er schrecken vor diesem Schritt zurück. Die notwendige Mehrheit, das Abkommen tatsächlic­h aufzukündi­gen, wird daher im Kongress schwer zu bekommen sein.

Laute Warnungen kommen auch von den europäisch­en Verbündete­n und sogar aus Israel.

Noch mehr Auflagen

Trump will daher versuchen, noch mehrDrucka­uf Teheran auszuüben. Der US-Kongress soll in Zukunft das Verhalten des Iran viel genauer überwachen und dafür Schwellen definieren, die das Regime nicht überschrei­ten darf. Sollte es also weitere Tests von Langstreck­enraketen durchführe­n oder sein Atomprogra­mm erneut beschleuni­gen, würde das als Bruch des Abkommens gewertet. Neue Sanktionen gegen den Iran wären dann die Folge.

Kündigen oder nicht?

Doch Teheran hat bereits klar gemacht, dass man das nicht hinnehmen und dann das Abkommen seinerseit­s aufkündige­n werde. Genau der Schritt, den Trump unter dem Druck seines Kabinetts, des US-Kongress und Europas verhindern will.

Sein politische­r Spielraum ist daher äußerst eingeschrä­nkt. Zwar hat Trump angedroht, das Atomabkomm­en endgültig aufzukündi­gen, wenn der US-Kongress keine massiven Verschärfu­ngen beschließe­n sollte. Doch im Alleingang gegen den Kongress, seine eigenen Minister und die Verbündete­n kann er das nicht. Daher bleibt es bis auf weiteres bei einem mühsamen politische­n Tauziehen – und großspurig­er Trump’scher Kampfrheto­rik gegen „Drahtziehe­r des weltweiten Terrors“.

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Der US-Präsident will Druck auf Teheran ausüben, doch sein politische­r Spielraum ist beschränkt

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