Der Bremer Stadtmusikant gibt im Team nicht mehr den Ton an
Zlatko Junuzovic. Quergedacht
Zlatko Junuzovic Ex-Teamspieler scheidenden ÖFB-Teamchef Marcel Koller, „der mir durch seine Einberufungen und Einsätze über die letzten Jahre sein Vertrauen geschenkt hat“. Mit Kollers Abschied und der Bestellung eines neuen Teamchefs hat seine Entscheidung jedenfalls nichts zu tun.
Mit Junuzovic fehlt dem Koller-Nachfolger ein Kicker, der großen Anteil an der erfolgreichen EURO-2016Qualifikation hatte. Der Kärntner absolvierte in dieser Ausscheidung alle zehn Partien und erzielte dabei unter anderem das Tor zum 1:0-Heimsieg über die Republik Moldau. Bei der EM erlitt er schon in der Anfangsphase der Auftakt-Partie gegen Ungarn eine Knöchelverletzung, die ihn für den Rest des Turniers außer Gefecht setzte. „Künftig muss man die Belastung etwas dosierter steuern“, erklärte Junuzovic. Der Schritt sei ihm nicht leichtgefallen, Gedanken darüber hatte er sich schon seit einigen Monaten gemacht. „Nach über zehn Jahren im Team ist für mich nun aber der richtige Zeitpunkt gekommen, dieses Kapitel zu beenden. Mit der Beanspruchung durch Klub und Nationalteam hatte ich in der Vergangenheit oft sehr wenig Zeit für meine kleine Familie. Genau dieser Gedanke, zukünftig mehr Zeit mit meiner Familie verbringen zu können, war letztlich ausschlaggebend dafür, dass ich mich voll und ganz auf meine Klubkarriere konzentrieren möchte.“
„Der Schritt fällt mir nicht leicht. Aber jetzt ist der richtige Zeitpunkt gekommen.“
Frühstarter
Junuzovic gab am 1. März 2006als 18-Jähriger beim0:2 in Wien gegen Kanada sein Team-Debüt. Es folgte eine Pause von fast vier Jahren, ehe er sich dauerhaft im ATeam etablierte. Davor hatte Junuzovic, Österreichs Fußballer des Jahres 2010, mit der Unter-20-Nationalmannschaft bei der WM2007 in Kanada mit Rangvier für Euphorie im Land gesorgt.
Selten hat das Nationalteam für so viel Aufregung gesorgt wie zuletzt. Das hat sich der ÖFB aber zum größten Teil selbst zuzuschreiben: – Thema Teamchef Diese Hast in der Teamchef-Frage halte ich für einen schweren Fehler. Wie soll der neue Sportdirektor in nur wenigen Tagen ernsthafte Gespräche mit zehn Kandidaten führen? Und ernsthafte Gespräche sind nötig, um den wichtigsten Trainerjob des Landes zu vergeben. Das soll und darf nicht mit einem Plausch zwischen Tür und Angel ohne Analyse der Konzepte entschieden werden.
Die im ÖFB angedachte „Notvariante“bei einer Verzögerung der Bestellung des Neuen halte ich ohnehin für die beste: Marcel Koller soll mit der gewohnten Qualität auch das Testspiel gegen Uruguay betreuen und statt des Trainingslagers in Spanien einen normalen Teamlehrgang in Wien abhalten. Es wären danach mehrere Monate Zeit gewesen, in Ruhe den besten Kandidaten als Teamchef zu bestellen. Ich bin – wie damals bei Koller – für einen Ausländer. Weil einer der größten Vorteile des Schweizers war, dass er sich nicht von den üblichen Verdächtigen beeinflussen ließ. Sportdirektor Ruttensteiner und der damals noch starke Präsident Windtner hielten ihm den Rücken frei. – Thema Willi Ruttensteiner Der Langzeit-Sportdirektor hat Österreichs Fußball ohne Frage auf eine höhere Stufe gehoben. Sein Weg war gut strukturiert und wissenschaftlich unterlegt. Wer den