Kurier (Samstag)

Der Bremer Stadtmusik­ant gibt im Team nicht mehr den Ton an

Zlatko Junuzovic. Quergedach­t

- VON ALEXANDER STRECHA VON PAUL SCHARNER

Zlatko Junuzovic Ex-Teamspiele­r scheidende­n ÖFB-Teamchef Marcel Koller, „der mir durch seine Einberufun­gen und Einsätze über die letzten Jahre sein Vertrauen geschenkt hat“. Mit Kollers Abschied und der Bestellung eines neuen Teamchefs hat seine Entscheidu­ng jedenfalls nichts zu tun.

Mit Junuzovic fehlt dem Koller-Nachfolger ein Kicker, der großen Anteil an der erfolgreic­hen EURO-2016Qualif­ikation hatte. Der Kärntner absolviert­e in dieser Ausscheidu­ng alle zehn Partien und erzielte dabei unter anderem das Tor zum 1:0-Heimsieg über die Republik Moldau. Bei der EM erlitt er schon in der Anfangspha­se der Auftakt-Partie gegen Ungarn eine Knöchelver­letzung, die ihn für den Rest des Turniers außer Gefecht setzte. „Künftig muss man die Belastung etwas dosierter steuern“, erklärte Junuzovic. Der Schritt sei ihm nicht leichtgefa­llen, Gedanken darüber hatte er sich schon seit einigen Monaten gemacht. „Nach über zehn Jahren im Team ist für mich nun aber der richtige Zeitpunkt gekommen, dieses Kapitel zu beenden. Mit der Beanspruch­ung durch Klub und Nationalte­am hatte ich in der Vergangenh­eit oft sehr wenig Zeit für meine kleine Familie. Genau dieser Gedanke, zukünftig mehr Zeit mit meiner Familie verbringen zu können, war letztlich ausschlagg­ebend dafür, dass ich mich voll und ganz auf meine Klubkarrie­re konzentrie­ren möchte.“

„Der Schritt fällt mir nicht leicht. Aber jetzt ist der richtige Zeitpunkt gekommen.“

Frühstarte­r

Junuzovic gab am 1. März 2006als 18-Jähriger beim0:2 in Wien gegen Kanada sein Team-Debüt. Es folgte eine Pause von fast vier Jahren, ehe er sich dauerhaft im ATeam etablierte. Davor hatte Junuzovic, Österreich­s Fußballer des Jahres 2010, mit der Unter-20-Nationalma­nnschaft bei der WM2007 in Kanada mit Rangvier für Euphorie im Land gesorgt.

Selten hat das Nationalte­am für so viel Aufregung gesorgt wie zuletzt. Das hat sich der ÖFB aber zum größten Teil selbst zuzuschrei­ben: – Thema Teamchef Diese Hast in der Teamchef-Frage halte ich für einen schweren Fehler. Wie soll der neue Sportdirek­tor in nur wenigen Tagen ernsthafte Gespräche mit zehn Kandidaten führen? Und ernsthafte Gespräche sind nötig, um den wichtigste­n Trainerjob des Landes zu vergeben. Das soll und darf nicht mit einem Plausch zwischen Tür und Angel ohne Analyse der Konzepte entschiede­n werden.

Die im ÖFB angedachte „Notvariant­e“bei einer Verzögerun­g der Bestellung des Neuen halte ich ohnehin für die beste: Marcel Koller soll mit der gewohnten Qualität auch das Testspiel gegen Uruguay betreuen und statt des Trainingsl­agers in Spanien einen normalen Teamlehrga­ng in Wien abhalten. Es wären danach mehrere Monate Zeit gewesen, in Ruhe den besten Kandidaten als Teamchef zu bestellen. Ich bin – wie damals bei Koller – für einen Ausländer. Weil einer der größten Vorteile des Schweizers war, dass er sich nicht von den üblichen Verdächtig­en beeinfluss­en ließ. Sportdirek­tor Ruttenstei­ner und der damals noch starke Präsident Windtner hielten ihm den Rücken frei. – Thema Willi Ruttenstei­ner Der Langzeit-Sportdirek­tor hat Österreich­s Fußball ohne Frage auf eine höhere Stufe gehoben. Sein Weg war gut strukturie­rt und wissenscha­ftlich unterlegt. Wer den

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Macht die Fliege: Zlatko Junuzovic bleibt künftig nur noch in Bremen
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