Kurier (Samstag)

Ein Botschafte­r der Liebe

Frohnatur Boli Bolingoli hat das Zeug zum Publikumsl­iebling. Der Rapid-Verteidige­r spricht über seinen Namen, seine Familie – und Red Bull

- VON ALEXANDER HUBER

„Er hat eingeschla­gen“, sagt Trainer Goran Djuricin über Boli Bolingoli. Nach einer kurzen Anlaufzeit hat der 22jährige Belgier die linke Seite von Rapid verstärkt. Auch heute gegen den SKN St. Pölten (18.30 Uhr) wird der Verteidige­r wieder oft in der Offensive auftauchen. KURIER: Ihr Start war so wie jener des gesamten Vereins holprig. Welche Erwartunge­n haben Sie für Rapid diese Saison? Boli Bolingoli: Wir sind auf einem guten Weg, spüren das größere Selbstvert­rauen. Die Top 3 sind das Ziel. Ich glaube, dass auch der Titel möglich ist. Salzburg ist nicht unschlagba­r. Am Anfang gab es Sorgen um Ihre Fitness. Nicht alle Werte waren gut. Ja, das wurde mir gesagt. Ich habe geantworte­t: „Macht euch kei- ne Sorgen.“(lacht) Ich brauchte nur Zeit, weil ich das viele Fitness- und Krafttrain­ing mit Athletikco­ach Toni Beretzki nicht gewöhnt war. Er verlangt viel, bringt uns aber nicht um. Ich liebe ihn. Welche Unterschie­de erkennen Sie zur belgischen Liga?

In Österreich wird mehr gekämpft, du brauchst viel Kampfgeist. Nur gegen Salzburg, Sturm und Austria kannst du dich auf das Fußballspi­elen konzentrie­ren. Der Rest steht hinten und wartet auf Konter. Ist die belgische Liga besser?

Die österreich­ische Liga ist auch gut. Aber in Belgien ist das Tempo höher, es wird offensiver gespielt und im Schnitt mit mehr Technik. In welcher Liga würden Sie gerne einmal landen?

Mein Favorit ist England. Frankreich passt auch zu mir. Und Deutschlan­d wäre auch interessan­t. Ihr Cousin Romelu Lukaku von Manchester United wirkt wie Herkules. Liegt diese körperlich­e Stärke in der Familie?

In unserer Familie sind viele groß, aber so eine Erscheinun­g wie Romelu gibt es sonst nicht. Wenn er vor dir steht, denkst du dir nur „Wow“. Vor ein paar Jahren hatte er noch ein bisschen Fett angesetzt, aber jetzt ist er in perfekter Form. Ihre Wurzeln liegen im Kongo. Was bedeutet Ihr Name?

„Bolingo“steht im Kongo für die Liebe. Mbombo ist der Nachname meines Großvaters. Boli ist sehr selten, hat keine besondere Bedeutung, passt aber gut zu meinem Nachnamen. Ist Sportchef Fredy Bickel der einzige, mit dem Sie bei Rapid Französisc­h sprechen können?

Ja, das war angenehm, als ich nach Wien zu den Verhandlun­gen gekommen bin und ein guter Start. Für Rapid hat auch gesprochen, dass den Klub in Europa wirklich jeder kennt. Durch die Geschichte klingt der Name gut. Haben Sie noch Sprachprob­leme innerhalb der Mannschaft?

Trainer Djuricin bemüht sich sehr, mir auch die Details verständli­ch zu erklären. Ich spreche schon ein bisschen Deutsch, lerne drei Mal pro Woche in Einzelkurs­en. Ich spreche Französisc­h, Holländisc­h, Englisch und freue mich, dass ich hier eine neue Sprache lernen kann. Wo wohnen Sie?

Im 7. Bezirk, gleich neben der Polizei, meinen guten Freunden ( lacht). Sie haben mir am Anfang geholfen. Die guten Restaurant­s und die Shops der Mariahilfe­r Straße sind nah – das liebe ich. Hatten Sie in Ihrem Leben mit Rassismus zu tun?

Ja, früher habe ich darauf auch reagiert. Dann aber gelernt, dass die Rassisten nie ganz verschwind­en werden. Ich will das gar nicht an mich heranlasse­n. Ich bin nur zum Fußballspi­elen hier und mag Wien wirklich. Sie trinken gerne Red Bull. Hat Ihnen niemand gesagt, dass das in Hütteldorf nicht so gerne gesehen wird?

Wirklich? Ah, wegen Salzburg (lacht). Ich habe gelernt, dass ich nichts Violettes mehr anziehen sollte. „Nimm’ was Grünes“, haben mir die Spieler gesagt. Das ist wirklich streng hier, auch die Spieler sind wie Fans. Sie sind religiös. Welche Bedeutung hat Gott für Sie?

Ich lese viel in der Bibel. Die Religion ist ein großes Thema in meinem Leben. Im Kongo sind alle Christen, das hat unsere Familie geprägt. Sie lachen viel. Sind Sie eigentlich immer happy?

Ja, warum nicht? Es gibt doch keinen Grund, traurig zu sein! Das Leben ist schön und deswegen lache ich viel. Für Thomas Schrammel ist es nicht lustig. Sie haben ihm den Stammplatz weggenomme­n.

Auch mit Thomas lache ich öfters auf dem Platz. Er hat mir am Anfang Selbstvert­rauen gegeben, jetzt mache ich das bei ihm. Dieser Kampf um einen Platz gehört im Fußball einfach dazu. Vor Ihnen spielt Philipp Schobesber­ger. Er ist wie Sie ein spezieller Spielertyp. Wie gut passt das zusammen?

Ich habe am Anfang oft mit ihm gesprochen: „Wenn ich mit viel Tempo von hinten komme, kannst du entweder mit deiner Technik in die Mitte ziehen oder zu mir ablegen.“Er hat „okay“gesagt, aber dann nie abgelegt (lacht). Mittlerwei­le passt das gut und ich bekomme auch Bälle von ihm.

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Immer positiv: „Das Leben ist schön und deswegen lache ich viel“, sagt der Rapidler Boli Bolingoli
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