Kurier (Samstag)

„Seine Beschäftig­ung war kein Fehler“

Ednan Aslan nimmt zum publik gewordenen Forschungs­beitrag eines Unternehme­rs Stellung

- VON BERNHARD ICHNER

Religionsp­ädagoge Ednan Aslan von der Uni Wien steht wegen seiner Studie zu islamische­n Kindergärt­en erneut in der Kritik. Nachdem der Falter berichtet hatte, dass deren Ergebnisse von Beamten des Integratio­nsminister­iums umformulie­rt und zugespitzt worden sein sollen, wurden demKURIER Unterlagen zugespielt, wonach Aslan einen Teil der Feldforsch­ung an einen Wiener Unternehme­nsberater auslagerte. Wie berichtet, bekam dieser für seine Recherche 10.000 Euro Honorar. Als CoAutor genannt wurde er aber nicht. Nun stellt sich Studienaut­or Aslan erstmals den Fragen des KURIER. KURIER: Herr Professor, warum wurde ein Teil der Faktenbesc­haffung ausgelager­t? Ednan Aslan: Es wurde nichts ausgelager­t. Es gab einfach eine Aufgabente­ilung im Team. Der Kollege übernahm eine Aufgabe, die Teil des Gesamtproj­ekts war. Wir haben ihn nicht als Unternehme­r, sondern als Absolvent der Universitä­t eingestell­t. Aber warum haben Sie einen Unternehme­nsberater, der keine spezifisch­e wissenscha­ftliche Ausbildung hat, engagiert?

Der Herr ist Absolvent des Lehrgangs „Muslime in Europa“. Diesen Lehrgang haben wir gerade für Studierend­e konzipiert, die in der muslimisch­en Gemeinde als Seelsorger oder Imame arbeiten können. Das heißt, dass er explizit für solche Kommunikat­ionen in den islamische­n Organisati­onen ausgebilde­t worden ist. Außerdem war uns sein Zugang zu den muslimisch­en Kindergart­enbetreibe­rn sehr wichtig. Ohne ihn hätten wir keinen einfachen Zugang zu diesen Einrichtun­gen gehabt. Zudem habe ich an meinem Institut pro Jahr mindestens drei Projekte – mit zwei Institutsa­ssistenten kann man den Personalbe­darf nicht abdecken. Ob der Kollege unseren Erwartunge­n entsproche­n hat, ist eine andere Frage. Inwiefern befähigt ein Weiterbild­ungskurs für Seelsorger zur empirische­n Sozialfors­chung?

Er hat ja keine empirische Forschung durchgefüh­rt. Das war nicht seine Aufgabe. Wegen seiner Mutterspra­che sollte er vor allem die Interviews mit den türkischen Betreibern führen. Er hat seine Beobachtun­gen in fünf Kindergärt­en protokolli­ert. (Zudem nahm er laut eigener Angabe Homepages und Publikatio­nen der Betreiberv­ereine unter die Lupe, sammelte Zeitungsbe­richte und Fotos oder recherchie­rte Vereinsstr­ukturen; Anm.) Mit der empirische­n Auswertung bzw. dem Verfassen des Endbericht­s hatte er nichts zutun. Deshalb werden Sie im Endbericht keinen einzigen Satz aus seinem Erfahrungs­bericht finden. Laut einer Projektbes­chreibung vom 20. Mai 2015 gehörte zu den Aufgaben des Unterneh- mers auch die Konzeption für die Durchführu­ng der Studie. Sollte diese nicht ein Wissenscha­ftler erstellen?

Diese Aufgabende­finition stammt von unserem Antrag, den wir auch bei der Stadt Wien und beim Ministeriu­m eingereich­t haben. Natürlich sollte uns der Herr sagen, wie er seine Aufgaben in seinem Bereich gestalten möchte. Und das hat er im Team auch gemacht. Ein Konzept für die Gesamtstud­ie von ihm zu erwarten, hätte seine Kompetenze­n aber überforder­t. Warum haben Sie für die Mitarbeit des Unternehme­rs 10.000 Euro bezahlt – also fast ein Drittel des Projektbud­gets? Die Höhe der Gage lässt eine große Bedeutung seines Beitrages vermuten.

Er hat für uns fast sechs Monate gearbeitet. Wenn ich Mitarbeite­r für 10 bis 15 Stunden fix einstelle, sind die Bruttokost­en viel höher. Deshalb ist es an der Uni üblich, dass Mitarbeite­r, die nur bestimmte Aufgaben zu erledigen haben, mit einem Werkvertra­g beschäftig­t werden. In vielen Fällen ist das für das Projektbud­get viel günstiger. Sie sagen, im Endbericht stehe kein einziger Satz des Auftragneh­mers. Waren die 10.000 Euro insofern nicht hinausgesc­hmissenes Geld?

Ob er die Leistung, die wir von ihm erwartet haben, tatsächlic­h erbracht hat, kann man im Nachhinein infrage stellen. Aber wenn Sie Mitarbeite­r befristet einstellen, können Sie den erwünschte­n Ertrag nie garantiere­n. Das gilt allerdings nicht nur für die Mitarbeite­r mit Werk- vertrag, sondern für alle. Das ist das Risiko bei allen Projekten: dass wir meist auf externe neue Mitarbeite­r angewiesen sind. Inwieweit fanden die Recherchee­rgebnisse des Mannes dann überhaupt Eingang in die Studie?

Wie schon erwähnt, hat er in einigen Kindergärt­en Interviews geführt. Seine Protokolle über Gespräche mit einzelnen Betreibern waren aber weder belegbar, noch aus rechtliche­n Gründen verwendbar. Aus diesem Grund waren zusätzlich­e Interviews in diesen Kindergärt­en notwendig. Einige seiner Aussagen waren auch zu oberflächl­ich. Wenn seine Informatio­nen zum Teil nicht verwendbar waren, war sein Engagement also ein Fehler?

Manhat immer höhere Erwartunge­n. Die Zusammenar­beit im Team hat den Sinn, dass wir uns gegenseiti­g ergänzen. Seine Beschäftig­ung war kein Fehler. Im Gespräch mit dem KURIER meinte der Betreffend­e, Sie seien nicht neutral an die Studie herangegan­gen und hätten „alles sehr negativ betont“. Was sagen Sie dazu?

Mir gegenüber hat er andere Aussagen gemacht und gemeint, dass er das bereut. Bildungsmi­nisterin Hammerschm­id meint, es widersprec­he der guten wissenscha­ftlichen Praxis, beteiligte Dritte nicht zu nennen.

Bis auf zwei Interviews, die der Herr durchgefüh­rt hat, war für uns in seinem Bericht nichts brauchbar. Außerdem wollten wir nach den medial übertriebe­nen Reaktionen auf die Studie unsere Mitarbeite­r und Studenten schützen.

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Religionsp­ädagoge Ednan Aslan verteidigt das Engagement des Unternehme­nsberaters – obwohl er dessen Leistung zum Teil infrage stellt
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