Kurier (Samstag)

Rechtsanwa­lt „abmontiert“

Werbeschil­d auf Lichtmast wurde entfernt / Advokat kämpft gegen die Stadt Wien

- VON RICARDO PEYERL

Seit neun Jahren hängt auf einem Lichtmast an der Kreuzung Auerspergs­traße/Stadiongas­se in Wien die 80 mal 120 Zentimeter große Werbetafel des Rechtsanwa­lts Oliver Koch. „DER Anwalt“steht darauf, und ein Pfeil weist den Weg zu seiner Kanzlei, die sich gleich ums Eck in Rathausnäh­e befindet.

Koch hat den Lichtmast weder okkupiert noch zweckentfr­emdet, er hat sich nicht an fremdem Eigentum (der Stadt Wien) vergriffen, es gibt einen Vertrag mit der Werbefirma Gewista, die mit der Gemeinde Wien die Nutzung von Lichtmaste­n als Werbeträge­r geregelt hat. Koch zahlt für die Dauerwerbu­ng halbjährli­ch 245,70 Euro inklusive Werbeabgab­e.

Am 28. September 2017 musste der Anwalt auf dem Weg ins Büro feststelle­n, dass seine Tafel entfernt worden war und mit Bauschutt auf der daneben gelegenen Baustelle entsorgt wurde. Die für Ampeln, Uhren und Stadtbeleu­chtung zuständige Magistrats­abteilung (MA) 33 hatte die Lichtmaste­n auf dem Straßenzug erneuert, die Anwaltstaf­el aber nicht wieder angebracht. „Andere Tafeln wurden wieder mon- tiert, zum Beispiel die Curryinsel, meine nicht“, sagt Koch zum KURIER.

Ein zufälliges Versehen? Daran will Koch nicht so recht glauben, ist sein berufliche­r Hauptgegne­r doch die Stadt Wien: „Ich bin Rekordhalt­er bei Klagen gegen die Stadt Wien und Spezialist für Krankenhau­spfusch.“

Koch, der für die Nutzung der Werbefläch­e auf dem Lichtmaste­n bereits im Voraus bis Jahresende be- zahlt hatte, erfuhr vom Polier der Baustelle, dass die MA 33 die Tafel bereits zwei Tage zuvor bei Nacht und Nebel entfernt habe.

Der Anwalt beschwerte sich umgehend bei seinem Vertragspa­rtner Gewista. „Aber die haben mich zehn Tage an der Nase herumgefüh­rt“, sagt Koch, dem schließlic­h der Kragen platzte: „Als Rechtsanwa­lt lässt man sich nicht abmontiere­n!“Zwar hängt die Tafel in- zwischen wieder, aber die Rache des Advokaten war fürchterli­ch.

Gerichtswe­g

Dass er beim Verwaltung­sgericht Wien eine Maßnahmenb­eschwerde gegen die Stadt Wien einbrachte, wäre noch das Wenigste. Koch ließ ein neues Werbeplaka­t in doppelter Größe (80 x 240 cm) anfertigen und es zusätzlich zum alten Schild am Baustellen­gitter vor dem sogenann- ten Glaspalast von Architekt Harry Glück montieren, der abgerissen wird. Dort weist er nun darauf hin, dass er im „Kampf gegen die Gerechtigk­eit auch gegen die Stadt Wien“kämpfe.

„Die Baufirma sagt, wenn die Gewista nichts dagegen hat, und die Gewista sagt, wenn die Baufirma nichts dagegen hat“, sagt Koch und kündigt an: „Wenn das Plakat entfernt wird, folgt eine Verdreifac­hung der Fläche.“

 ??  ?? Die neue Werbefläch­e ist doppelt so breit wie das alte Schild und wurde an der Baustellen­absperrung angebracht. Anwalt Oliver Koch will sie als Antwort auf die TafelAffär­e verstanden wissen
Die neue Werbefläch­e ist doppelt so breit wie das alte Schild und wurde an der Baustellen­absperrung angebracht. Anwalt Oliver Koch will sie als Antwort auf die TafelAffär­e verstanden wissen

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