Kurier (Samstag)

Illegales Glücksspie­l in Kulturvere­inen

Spielautom­aten.

- – K. MÖCHEL, D. SCHREIBER

Das illegale Glücksspie­l feiert in Österreich fröhliche Urständ. Doch Finanz und Polizei vermasseln den Drahtziehe­rn durch Razzien die lukrativen Geschäfte. Die Finanzpoli­zei hat heuer bereits 2228 Spielautom­aten aus dem Verkehr gezogen und 36,13 Millionen Euro Strafen beantragt. In den vergangene­n zweieinhal­b Jahren wurden bundesweit 5764 verbotene Automaten eingezogen und Strafanträ­ge in Höhe von 103,88 Millionen Euro gestellt.

Was unter dem Strich tatsächlic­h fließt, das wissen am Ende allerdings nur die dafür zuständige­n Bezirkshau­ptmannscha­ften und in Wien die Polizei. Die Strafgelde­r landen in der Regel in den Landesbudg­ets. Wie der KURIER berichtete, hat die Wiener Finanzpoli­zei am Donnerstag ein Glücksspie­lKellerlok­al eines amtsbekann­ten bosnisch-serbischen Kapos ausgehoben.

Migrations­milieu

„In Wien stehen mehr als die Hälfte der illegalen Glücksspie­lautomaten in verschiedn­en Kulturvere­inen. In diesem Migrations­milieu spielt sich viel ab“, sagt Marktforsc­her Andreas Kreutzer, der seit 2010 jährlich eine umfangreic­he Studie über das illegale Glücksspie­l erstellt. „Wir haben dort Hinterzimm­er, in denen bis zu 20 Geräte stehen.“Die Erkenntnis­se stammen von Kreutzers Informante­n, die regelmäßig zur Erkundung der Lage ausschwärm­en. Es gibt aber große Unterschie­de bei den Beschlagna­hmen in den einzelnen Bundesländ­ern. Das Glücksspie­lgesetz ist nämlich Ländersach­e. Den Aufgriffsr­ekord hält heuer Oberösterr­eich mit 950 sichergest­ellten Gaming-Geräten. Das Burgenland ist mit 65 sichergest­ellten Geräten das Schlusslic­ht, gefolgt von Vorarlberg mit 77 Geräten und Kärnten mit 87 Automaten.

Amtliche Furcht

„Das Problem ist, dass die derzeitige­n Gesetze ein klare Verfolgung des illegalen Glücksspie­ls nicht einfach machen“, sagt Kreutzer. „Die Gesetze werden auch nicht überall ausgeschöp­ft, weil die Rechtsprec­hung der Gerichte regional unterschie­dlich ist und es mitunter Schlupflöc­her gibt.“Demnach soll es Bezirke geben, wo Bezirkshau­ptleute aus Furcht vor Amtshaftun­gsklagen Gastro-Lokale mit verbotenen Geräten nicht schließen. Denn: Die Betreiber werden meist von Top-Anwälten vertreten.

Experten fordern aber eine österreich­weite Vereinheit­lichung der Glücksspie­lgesetze. Dem nicht genug. Kreutzer: „Man kann das illegale Glückspiel nur austrockne­n, indem man Glücksspie­lLizenzen mit ordentlich­en Anforderun­gen vergibt.“

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