Kurier (Samstag)

Der Star wird für ein Jahr zum Star

Naturschut­z. PIZZAMAUS

- – HEDWIG DERKA

Große Ehre für den kleinen Star: Der glänzende Meistersin­ger wird „Vogel des Jahres 2018“. Sturnus vulgaris – so sein wissenscha­ftlicher Name – folgt damit dem Waldkauz. Das teilte BirdLife Österreich mehr als zwei Monate vor Jahreswech­sel mit.

Der Star ist „Allerwelts­vogel“und weit verbreitet. Doch seine Präsenz täuscht, sein Bestand nimmt zumindest regional stetig ab. Vor allem die großen Population­en in Deutschlan­d, England und Schweden haben sich in den vergangene­n Jahren fast halbiert. Es fehlt an geeigneten Lebensräum­en, erklären Naturschut­zbund Deutschlan­d (NABU) und Landesbund für Vogelschut­z in Bayern (LBV). Die Organisati­onen küren seit 1971 den „Vogel des Jahres“und machen damit auf die Gefährdung bestimmter Arten und ihrer Lebensbedi­n- gungen aufmerksam. Seit 2000 übernimmt Österreich das deutsche Wahlergebn­is.

Abhängig von seinem Lebensort ist der Star Kurzstreck­enzieher, Teilzieher oder Standvogel. Die heimischen Stare ziehen oft bis in den Mittelmeer­raum und nach Nordafrika. Die Schwarmflü­ge im Herbst sind einzigarti­g.

„Wir schätzen den Starenbest­and hier auf weit über 100.000 Individuen“, sagt Gábor Wichmann von BirdLife Österreich: „Dennoch müssen wir den negativen Trend in den Nachbarlän­dern ernst nehmen. Denn: Leider ist der schillernd­e Geselle europaweit gesehen ein typisches Beispiel für den stillen Rückgang häufiger Vogelarten.“In Deutschlan­d wird die Art inzwischen auf der Roten Liste der Brutvögel als „gefährdet“eingestuft. „Es fehlt an Brutmöglic­hkeiten und Nahrung, insbesonde­re verursacht durch die industriel­le Landwirtsc­haft“, betont NABU Deutschlan­d. Der Verlust natürliche­r Wiesen und die Abholzung von Wäldern mache es Staren schwierig, Nistplätze und genügend Futter zu finden.

Stare ernähren sich von Insekten, Früchten und Beeren. In Weingärten können sie mit diesen Vorlieben enorme Schäden anrichten. US-Forscher fanden in New Yorker Weißfußmäu­sen Veränderun­gen bei Genen, die für die Verdauung wichtig sind. Damit sind sie besser an die fettreiche­n Fast-FoodReste angepasst, die sie in den Abfällen finden. Das macht auch ihrer Leber zu schaffen – sie ist im Schnitt größer als jene von Landmäusen. Eine neue Art könnte entstehen: Die „Pizza-Maus“.

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Schwarmflu­g im Burgenland: Hierzuland­e ist der Star nicht bedroht
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Im Frühlingsk­leid: Star imitiert Vögel, Hunde und Klingeltön­e
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