Kurier (Samstag)

Bericht: Ist die NATO verteidigu­ngsfähig?

Internes Papier.

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Nach Informatio­nen des deutschen Nachrichte­nmagazins Der Spiegel stellt ein internes NATO-Papier die Verteidigu­ngsfähigke­it des Militärbün­dnisses im Krisenfall infrage. Im sogenannte­n „Fortschrit­tsbericht über das verstärkte Abschrecku­ngsund Verteidigu­ngsdisposi­tiv der Allianz“wird demnach angezweife­lt, ob die Allianz derzeit wirklich zügig und nachhaltig auf einen Angriff – etwa aus Russland – reagieren könnte. Dem Dokument zufolge soll es gerade im östlichen Bündnistei­l große Defizite im Bereich der Logistik geben.

Nicht einmal auf die schnelle Eingreiftr­uppe NATO Response Force (NRF) sei Verlass, heißt es in dem Bericht dem Spiegel zufolge. So wie der Verantwort­ungsbereic­h des NATO-Oberbefehl­shabers für Europa derzeit aufgestell­t sei, „gibt es keine ausreichen­de Sicherheit, dass selbst die NATOEingre­iftruppe in der Lage ist, schnell und – wenn nötig – nachhaltig zu reagieren“.

Modernisie­rung

Vor allem die NATO-Staaten Estland, Litauen und Lettland, wo derzeit 3.500 Soldaten aus mehreren NATOLänder­n eine gemeinsame Übung absolviere­n, sowie die NATO-Mitglieder in Skandinavi­en fühlen sich durch Russland und seine Expansions­bestrebung­en – Stichwort Krim und Ostukraine – bedroht und drängen darauf, die Defizite so schnell wie möglich zu beheben.

„Wir wissen, dass wir die Allianz und ihre Kommandost­rukturen anpassen und modernisie­ren müssen“, wird die norwegisch­e Verteidigu­ngsministe­rin Ine Eriksen Soreide im Spiegel zitiert. Die neue Struktur solle die NATO in „verwundbar­en Regionen wie dem Baltikum“unterstütz­en, sagt ihr litauische­r Kollege Raimundas Karoblis. Der zuständige dänische Minister Claus Hjort Frederikse­n ergänzt: „Russland hat internatio­nales Recht gebro- chen“, deshalb müsse die Allianz ihre Strukturen überprüfen. „Die NATO ist nur deshalb das stärkste Verteidigu­ngsbündnis der Welt, weil sie sich seit 70 Jahren ständig an neue Herausford­erungen angepasst hat.“

Weniger Mitarbeite­r

NATO-Sprecherin Oana Lungescu wollte den Bericht am Freitag weder bestätigen noch dementiere­n. Sie wies aber darauf hin, dass derzeit Gespräche über eine Modernisie­rung der Kommandost­ruktur des Bündnisses laufen. Die Mitarbeite­rzahl dort war nach dem Ende des Kalten Krieges über Jahre hinweg drastisch reduziert worden.

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Selbst auf die NATO-Eingreiftr­uppe soll nicht ausreichen­d Verlass sein

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