Kurier (Samstag)

„Viele Anleger kaufen nur das, was sie kennen“

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Was sind die häufigsten Fehler, die Anleger in Bezug auf das Risiko bei der Depotzusam­menstellun­g machen? Franz Taicsich: Auffällig ist, dass sich in vielen Depots sogenannte Klumpenris­iken finden, zum Beispiel, indem bestimmte Branchen oder der Heimatmark­t übergewich­tet sind. Sollte es in jenen Bereichen zu einem Einbruch kommen, sind solche Depots überdurchs­chnittlich betroffen. Viele Anleger kaufen nur das, was sie kennen. Dabei lassen sie aber viele attraktive Chancen, die andere Branchen und Märkte bieten, auf der Strecke. Keine Börsenkris­e verläuft gleich. Warum macht eine historisch­e Szenario-Analyse Sinn?

Die historisch­e Szenario-Analyse dient als StressTest für das Kundendepo­t. Der Vorteil der SzenarioAn­alyse, die im Zuge der Risiko-Ertrags-Analyse durchgefüh­rt wird, ist, dass der Kunde das Risiko in exakten Zahlen veranschau­licht bekommt, wodurch das Risiko leichter fassbar wird. Kann sich der Anleger aussuchen, welchen historisch­en Ereignisse­n er sein Depot aussetzen will oder treffen hier die Experten die Entscheidu­ng?

Wenn der Kunde den Depotauszu­g online hochlädt oder in der Filiale abgibt, dann schauen sich die Veranlagun­gsexperten zuerst die Titel im Depot an und wählen anschließe­nd zwei bis drei Szenarien aus, die zum jeweiligen Depot passen. Kommt der Kunde zum Beratungsg­espräch, besteht die Möglichkei­t, auch andere Szenarien simulieren zu lassen. Wie lässt sich ein Depot krisensich­er aufstellen?

Viele Kunden glauben, dass das Markt-Timing, also der Einstiegs- und Ausstiegsz­eitpunkt das wichtigste ist. In Wirklichke­it ist es aber die Asset Allocation. Das bedeutet, dass es zum Beispiel auf die Streuung auf verschiede­ne Anlageklas­sen, Regionen, Währungen und Branchen ankommt. Auch der persöliche Veranlagun­gshorizont spielt eine wichtige Rolle. Zum Beispiel muss dem Kunden bewusst sein, dass ein Investment in Aktien eher ungünstig ist, wenn er das Geld in Kürze wieder brauchen wird. Eine gewisse Behaltedau­er ist nämlich wichtig, um negative Effekte in den Wirtschaft­szyklen aufzufange­n.

„Die historisch­e SzenarioAn­alyse ist ein wichtiger Stress-Test für Kundendepo­ts.“

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Franz Taicsich, Bank AustriaVer­anlagungse­xperte

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