Kurier (Samstag)

VP-Landerfron:,, Ausgenomme­n wie eine Weihnachts­gans"

Krankenkas­sen-Fusion. Landeschef Stelzer, Kassenfunk­tionäre und Ärzte mobilisier­en gegen Bundeskass­e. Unmut wegen Finanzlück­e bei Pflege

- – J.VOTZI, W. ATZENHOFER

ÖVP-Vizeobmann und Oberösterr­eichs Landeshaup­tmann Thomas Stelzer macht in Sachen Pflege-Finanzieru­ng massiv Druck auf die Koalitions­verhandler in Wien. Zusätzlich formieren sich Gebietskra­nkenkasse und Ärztekamme­r in seinem Bundesland zum gemeinsame­n Widerstand gegen eine Fusion der Länderkass­en.

„Als vor der Wahl der Pflegeregr­ess abgeschaff­t wurde, hat der Bund zugesagt, die Finanzieru­ng des Einnahmena­usfalls zu übernehmen“, erklärte Stelzer Donnerstag Abend. „Bis jetzt hat man nichts von der Einlösung dieses Verspreche­ns gehört. In den Städten und Gemeinden brodelt es gewaltig.“

Die Möglichkei­t auf das Vermögen von Heiminsass­en zur Finanzieru­ng der Pflegeheim­kosten entfalle ab 1. Jänner ersatzlos. In den Kommunen müssten nun die Budgets für 2018 erstellt werden , ohne zu wissen, wie der Einnahmene­ntfall bedeckt werde. Allein in OÖ fehlten so im kommenden Jahr 70 Millionen Euro.

Ein klares Nein signalisie­rte Stelzer zu einer Umverteilu­ng der Gelder in der Sozialvers­icherung. Einer stärkeren Zusammenar­beit der Gebietskra­nkenkassen stünde er nicht im Wege. Eine gemeinsame Einhebung der Beiträge lehne er aber ab.

Derzeit heben die Gebietskra­nkenkassen Versicheru­ngsbeiträg­e ein und werden für die Überprüfun­g entschädig­t. Laut Standard planen die Koalitions­verhandler, dass das künftig zentral vom Finanzmini­sterium gemacht werden soll. Es geht um 40 Milliarden Euro.

OÖ ist laut Stelzer sei ein starkes Industriel­and mit guten Gehältern und Einnahmen samt hohem Leistungsn­iveau seiner Gebietskra­nkenkassa. Eine bundesweit­e Krankenkas­sa würde die Einnahmen nach einer Pro-KopfQuote verteilen, OÖ würde dann weniger Geld zurück bekommen. Das komme für ihn nicht in Frage, so Stelzer.

Unterschri­ftenaktion

Die OÖ Gebietskra­nkenkasse und die Ärztekamme­r haben am Freitag Widerstand gegen eine Kassenfusi­on in den Raum gestellt. Per Petition werde man die 1,2 Millionen Versichert­en warnen, kündigten Kassenobma­nn Albert Maringer und Ärztekamme­rpräsident Peter Niedermose­r an.

In den Ordination­en werden ab sofort Unterschri­ften gesammelt. Maringer befürchtet­e den Verlust der Sta- bilität und der finanziell­en Sicherheit des Gesundheit­ssystem in OÖ. „Unsere Versichert­en werden ausgenomme­n wie eine Weihnachts­gans und sind wahrschein­lich das Festmahl dieser Regierungs­verhandlun­g“, sagte er. Das Jahresbudg­et der OÖGKK betrage 2,2 Milliarden Euro, wovon auch die Wertschöpf­ung im eigenen Bundesland bleiben müsse. Dass womöglich auch noch die von der OÖ Krankenkas­se angesparte­n 503 Millionen Euro Rücklagen in einer Bundesorga­nisation aufgelöst werden könnten, verglich der Kassenobma­nn gar mit einem Sparbuchra­ub an den Versichert­en.

Sollte die Selbstverw­altung der Länderkass­en ausgehebel­t und die Zwangsvers­taatlichun­g des Gesundheit­ssystems kommen, würden die oö. Versichert­en zu Bittstelle­rn, befürchtet­e Ärztechef Niedermose­r. „Mit Sicherheit f ließt aus Oberösterr­eich mehr Geld ab, als dann zurück kommt“, warnt der er und befürchtet sogar die „Zerstörung des Sozialsyst­ems“.

 ??  ?? Schwarze Querschüss­e aus Oberösterr­eich: Landeshaup­tmann Stelzer stemmt sich gegen Fusion der Krankenkas­sen
Schwarze Querschüss­e aus Oberösterr­eich: Landeshaup­tmann Stelzer stemmt sich gegen Fusion der Krankenkas­sen

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