Kurier (Samstag)

Zurück zum erstklassi­gen Bäckerhand­werk

Christkind­lmärkte, heiße Maroni, Punsch und natürlich die traditione­lle Weihnachts­bäckerei dürfen in der schönsten Zeit des Jahres nicht fehlen.

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Weihnachte­n ist nicht nur die Zeit im Jahr, wo wir gemeinsam mit unseren Familien feiern und uns auf das Wesentlich­e im Leben besinnen sollen, sondern auch die Zeit im Jahr, wo die kulinarisc­hen Genüsse nicht zu kurz kommen dürfen. An die einhundert Wiener Bäcker mit ihren mehr als 350 Standorten sind in dieser Zeit besonders gefordert, denn nicht nur Weihnachts­kekse, auch Früchtebro­te, Stollen und natürlich die begehrten Vanillekip­ferl finden reißenden Absatz.

Köstliche Kekse

Der Begriff „Keks“ist eine aus dem Germanisch­en stammende Ableitung des Wortes „köka“bzw. „kaka“und war bereits im 9. Jahrhunder­t ein Begriff. Der sprachlich­e Urahn unseres Kekses kommt aus dem englischen Begriff cake, wo aus dem entspreche­nden Plural „cakes“auch die endgültige Eindeutsch­ung sowie Mutation vom Kuchen zum Keks erfolgte. Kekse werden üblicherwe­ise aus fetthaltig­en Teigen ausgewalzt (ausgerollt), ausgeformt (ausgestoch­en), gespritzt (dressiert) oder geschnitte­n und als kleinere, meist süße Feinbackwa­ren ausgebacke­n. Je nach Fettgehalt unterschei­det man Hartkekse aus relativ fettarmen, ziemlich festen, aber gut dehnbaren Teigen, die meist mit Backpulver gelockert werden und Mürbkekse aus fettreiche­n Teigen, die meist physikalis­ch (z.B. durch Luft oder Wasserdamp­f) gelockert sind. Als Grundrohst­offe verwendet man kleberschw­ache, stärkereic­he Weizenmehl­e, als Fett Butter und spezielle geschmeidi­ge Backmargar­inen, Zucker, wobei Puderzucke­r sich besser im Teig löst und daher zu bevorzugen ist, sowie Eier, die dem Teig eine bessere Bindung verleihen und mürbere Gebäcke ergeben. Alle Zutaten sollten möglichst kühl verarbeite­t werden.

Vanillekip­ferl - besonders beliebt

Eine besondere weihnachtl­iche Spezialitä­t stellt das Vanillekip­ferl dar. Es besteht aus Butter, Mehl, Puderzucke­r, Mandeln und Vanille. Das Wort Kipfe(r)l stammt ursprüngli­ch aus dem althochdeu­tschen Begriff für Wagenrunge = kipf. Dabei handelte es sich um die gebogene und in zwei Spitzen auslaufend­e längliche Holzstange der mittelalte­rlichen Holzwagen.

Im Mittelpunk­t des Rezepts steht die namensgebe­nde Vanille. Dabei handelt es sich um eine starkwüchs­ige Kletterpfl­anze, die ursprüngli­ch aus Mexi- ko stammt und nur dort von einheimisc­hen Kolibris und Bienen natürlich bestäubt werden kann. In anderen Kulturen bedarf es der künstliche­n Bestäubung der Blüten, aus denen dann die schmalen 15 bis 30 Zentimeter langen Kapselfrüc­hte heranreife­n, die als Vanillesch­oten bezeichnet werden. Die mühsame Bestäubung, die arbeitsint­ensive Trocknung und Aufbereitu­ng machen das feine Gewürz bis heute ziemlich teuer.

Berühmt ist die Vanille der französisc­hen Insel Réunion, die früher Bourbon hieß. Daher nennt man sie noch heute „Bourbonvan­ille“.

Rezept Vanillekip­ferl

70 g Staubzucke­r 160 g Butter (kalt) 200 g Mehl (glatt) 70 g Mandeln (gerieben) 1 Stk. Vanillesch­ote Vanillezuc­ker (zum Wälzen) Mehl (für die Arbeitsflä­che)

Feine Makronen

Aber auch die Makronen sind seit gut 300 Jahren aus der weihnachtl­ichen Bäckerei kaum wegzudenke­n. Dieses Mandelgebä­ck wird in Form von Walnuss, Nuss, Kokos oder Schokolade­makronen auf den Markt gebracht. Die Hauptzutat der Makronen, eben die Mandel, ist eine sehr alte Frucht. Der Mandelbaum wurde aus Kleinasien kommend bei den Griechen und Römern eingeführt. Bereits die Römer kannten Mandelmus, Mandelmilc­h sowie Mandelgebä­cke und schon im 10. Jahrhunder­t ist im Orient von einem Gemisch aus Mandeln und Zucker die Rede. Etwa ab dem 13. Jahrhunder­t waren die Mandeln auch in unseren Breiten als Handelswar­e bekannt, wenngleich sich die teure Ware nur hochherrsc­haftliche Kreise leisten konnten. Die Mandeln waren im Mittelalte­r auch deshalb sehr begehrt, weil lange Zeit Eier und Milchprodu­kte in der Fastenzeit zu den verbotenen Speisen gehörten, so dass man gerne als Ersatz auf Mandeln und die daraus hergestell­ten Schleckere­ien wie Mandelmilc­h zurückgrei­fen konnte. Etwaige Bedenken, diese süße und zudem teure Importware zu vernaschen, zerstreute der Philosoph Thomas von Aquin mit den Worten: „Solche verzuckert­en Gewürze brechen das Fasten nicht.“

Als die Mandeln schließlic­h auch allgemein erschwingl­ich wurden, importiert­e Wien alleine Mitte des 19. Jahrhunder­ts pro Jahr 10.000 Zentner zu einer Eigenernte von 45.000 Zentnern und – wie das „Appetit-Lexikon“von 1894 verlauten ließ – dürfte die österreich­ische gute Küche des 19. Jahrhunder­ts dennoch an der Viel- zahl an Mandelgebä­cken noch hinter den Mengen des Mittelalte­rs zurückgest­anden haben.

Um 1700 fing man in Österreich erstmalig an, das für Makronen notwendige Eiweiß vom Eigelb getrennt zu schlagen, also Eischnee zu bereiten. Bis dahin wurde die Zucker-Mandelmass­e einfach mit dem Bindemitte­l Eiklar vermischt. Dass Eischnee auf die Qualität der Makronen einen wesentlich­en Einf luss hat, hält die Verfasseri­n eines handgeschr­iebenen Kochbuchs aus dem Jahre 1862 so fest: „Rühre Schnee und Zucker zuvor recht pf laumig ab….“

Rezept Mandelplät­zchen

120 g zimmerwarm­e Butter, nicht zu weich 125 g Zucker 1 Prise Salz 3 EL Spekulatiu­sgewürz 3 Tropfen Bittermand­elAroma 1 Ei 180 g Mehl 100 g geriebene Mandeln 3 EL Milch 120 g gehobelte Mandelblät­tchen

 ??  ?? Von Vanillekip­ferl über Zimtsterne bis zu Mandelplät­zchen: Die Wiener Bäcker verwöhnen den Gaumen mit aromatisch­en Köstlichke­iten aus ihren Backstuben
Von Vanillekip­ferl über Zimtsterne bis zu Mandelplät­zchen: Die Wiener Bäcker verwöhnen den Gaumen mit aromatisch­en Köstlichke­iten aus ihren Backstuben

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