Kurier (Samstag)

Gewalt statt Verteidigu­ng

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Warum ein aggressive­r Gegner nur abgewehrt werden kann, wenn man selbst zum Täter wird. Dieser Workshop hat meine Einstellun­g zu Selbstvert­eidigung verändert: Es ist schön und gut, wenn ich lerne, Schläge abzuwehren und Angriffen auszuweich­en. „Wenn man den Gegner nicht ausschalte­t, gerät er dadurch aber allenfalls in Rage“, erklärt Jens Misera. „Die übliche Kneipensch­lägerei lässt sich in der Regel ohne körperlich­e Auseinande­rsetzung lösen.“In seinem 2-Tages-Workshop zeigt der Sicherheit­sexperte, was hilft, wenn reden keine Option mehr ist – und das mit relativ radikalen Methoden. Bei seinem Selbstschu­tz- Training geht es darum, Zielpunkte beim Gegner zu zerstören – im wahrsten Sinne (Kurs ab 330 €, www.zielpunktt­raining.com).

Jens beginnt mit der Theorie und zeigt Videos von Gewaltverb­rechen – hier wird schnell klar, dass man mit herkömmlic­hen Selbstvert­eidigungst­echniken nicht weit kommen würde. „Von Vergewalti­gungsopfer­n weiß man, dass sie ihre Täter oft im Gesicht gekratzt haben – sie sind aber nie auf die Idee gekommen, ihnen den Daumen bis zum Anschlag ins Auge zu drücken“, erklärt Jens. Klingt radikal, ist aber wohl zugegeben effektiv.

Deshalb zeigt er im zweiten Teil, welche Zielpunkte es am menschlich­en Körper gibt und welche Verletzung­en was auslösen – das reicht vom Tritt zwischen die Beine („genügt nicht, um ihn auszuschal­ten“) über den Bruch des Knöchels bis hin zum Tritt auf die Luftröhre („kann tödlich sein“).i“) ImIm PraxPraxis­teil mit Übungen im Zeitlupent­empo überkommt mich beim Gedanken, jemanden so zu verletzen, ein Schauer.

Für Jens sind das angelernte Hemmschwel­len, die es im Extremfall zu überwinden gilt. Dafür braucht es keine jahre-

langen Trainings – „das hat man in sich, man muss es nur zulassen“. Ihm geht es aber auch um Bewusstsei­n, dass Gewaltsitu­ationen immer böse enden können – im Falle des Falles lieber für den anderen. laila.daneshmand­i@kurier.at Alle bisherigen Tests online: kurier.at/bodyblog

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