Fußball-WM 2018: Losglück für Russland
Die Vorrunde ist ausgelost. Der Gastgeber trifft auf Ägypten, Saudi-Arabien und Uruguay
Und es rollten die Kugeln, irgendwie eine Art Roulette, die Entscheidung im Moskauer Kreml über Glück, Hoffnung, konkrete Aussichten in stärkeren oder doch in gewünschter Zusammensetzung ausgelosten acht WMGruppen. 32 Mannschaften – Favoriten wie Außenseiter wissen seit gestern, wie sie in das weltgrößte Fußballturnier (14. Juni bis 15. Juli) starten werden.
Es sollte eine Offenbarung der russischen Stärke werden. Eine Show jedenfalls. Russland legte Wert auf die Präsentation seiner unantastbaren Macht. Die Welt, begrüßt von Staatspräsident Wladimir Putin. Beantwortet von der Lobhudelei des FIFA-Präsidenten Gianni Infantino. Farbenfro- he Bilder aus Russland. Dann „kümmerte“sich die Prominenz der ehemaligen Fußballstars Laurent Blanc, Gordon Banks, Cafu, Fabio Cannavaro, Diego Forlan, Carles Puyol, Nikita Simonjan und Maradona um die Gruppenzusammensetzung.
Titelverteidiger Deutschland trifft auf Mexiko, Südkorea und Schweden. Gastgeber Russland bekommt es mit Ägypten, Uruguay und Saudi-Arabien zu tun. Die immer mit Österreich verglichene Schweiz muss gegen den fünfmaligen Weltmeister Brasilien, Costa Rica und Serbien, das sich in der Qualifikation gegen Österreich durchsetzen konnte, spielen.
Mattscheibe im Iran
Spanien und Portugal treffen einander zum iberischen Duell in der Gruppe B, in der noch Marokko und der Iran spielen. Die Fans im Iran konnten dieses Los im staatlichen Sender IRIB verfolgen – nicht ganz live, aber nur um 30 Sekunden zeitversetzt. Der gesamte erste Teil der Veranstaltung wurde nicht gezeigt. Das Kleid der russischen Moderatorin Maria Komandnaja war dort zu knapp, bei der Auslosung war es dann züchtig genug für die Sittenwächter.
Im Vorfeld war viel berichtet worden, über die Verletzungen der Menschenrechte und die Einschränkung der Meinungsfreiheit. Auch das systematische, vom Staat gelenkte Doping im Sport wurde in den letzten Wochen und Monaten zu einem bestimmenden Thema. Ebenso die Beschwichti- gungs- bis Abwehrpolitik des Veranstalterlandes. Gestern wurde vor allem gezeigt, was die Welt sehen wollte. Eine von Gary Lineker – ehemals Torjäger und jetzt Sprachrohr – geleitete Auslosung als Grundlage eines Fußballfests nach hoch professionellen und rein wettkampforientierten Rahmenbedingungen, welche schließlich alle politischen Begleiterscheinungen aussperren sollte.
Abwehr
Noch vor der Auslosung trat Witali Mutko, der stellvertretende Ministerpräsident und WM-Cheforganisator, vor die zahlreich angetretene internationale Presse, nützte die Bühne, um aus voller Überzeugung zu sagen: „In Russland ist immer alles schlecht, und im Rest der Welt ist alles gut. Wir haben damit nichts zu tun.“, Nein, auch im russischen FußballTeam habe es noch nie Manipulationen gegeben.
Vor dem IOC-Verfahren, am Dienstag in Lausanne, wollte Mutko nicht spekulieren: „Wir sind nicht die Autoren des Dopings, aber wir versuchen, in jeder Hinsicht bei der Aufklärung dieses Themas zu helfen.“
Inzwischen bemüht sich Infantino, nicht mit demWMGastgeber anzuecken. Er stellte klar, die Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees über die Teilnahmeberechtigung Russlands bei den Winterspielen im Februar 2018 in Pyeongchang würden keinen Einfluss auf das Fußball-Großereignis in Russland haben.