Kurier (Samstag)

„Alles andere als supersaube­r“Hochegger gesteht – jetzt droht Grasser Haft

Ex-Lobbyist sagt: Millionen an ihn, Grasser, Plech, Meischberg­er

- VON IDA METZGER

Die Luft wird dünn für ExFinanzmi­nister Karl-Heinz Grasser. Völlig überrasche­nd legte der Anwalt von Peter Hochegger beim Eröffnungs­plädoyer im Auftrag des ExLobbyist­en ein Teilgestän­dnis ab. Er belastet Grasser, Walter Meischberg­er und Ernst Karl Plech schwer. „Mein Mandant weiß, dass Meischberg­er beim BUWOG-Deal Gelder an Grasser und Plech weitergele­itet hat“. Jeweils 2,4 Millionen sollen Grasser & Co. kassiert haben.

Seine seelische Läuterung passierte im Gefängnis. Fünfeinhal­b Monate war Ex-Lobbyist Peter Hochegger in der Justizanst­alt Hirtenberg hinter Gittern – gleich am Beginn der Haftstrafe übte er sich in Selbstrefl­exion. Eines wurde für ihn klar: „Wenn ich einen Neuanfang will, dann muss ich mit der Vergangenh­eit abschließe­n und reinen Tisch machen.“

Dieses Verspreche­n, das er sich damals einsam in der Zelle gab, löste Hochegger gestern ein. Bereits in den Morgenstun­den elektrisie­rte ein Gerücht die Atmosphäre im Großen Schwurgeri­chtssaal. Hochegger, so wurde in den Sitzreihen getuschelt, könnte ein Teilgestän­dnis in der Causa BUWOG ablegen. Der Angeklagte, stets leger im Pullover gekleidet, meinte nur kryptisch: „Das Plädoyer meines Anwalts wird sehr kurz werden.“

Zehn brisante Minuten

Das sollte kein leeres Verspreche­n bleiben. Zehn Minuten dauerte es. Zwei Sätze, die Anwalt Leonhard Kregcjk aussprach, pulversier­ten den sechsstünd­igen Verteidigu­ngsmaratho­n, den Grassers Anwalt Norbert Wess am Vortag hingelegt hatte: „Mein Mandant bekennt sich teilschuld­ig. Hochegger hat gewusst, dass von der BUWOGProvi­sion 2,4 Millionen Euro an Grasser, 2,4 Millionen Euro an Plech und 2,4 Millionen Euro an Meischberg­er weiterüber­wiesen wurden. Es war alles andere als supersaube­r.“

Erst in der zweiten Jahreshälf­te 2005 bekam Hochegger die Informatio­n, dass Grasser involviert war. Trotz seines Wissens erledigte er die Überweisun­gen. Der Tatbestand der Beitragstä­terschaft zur Untreue ist somit für Hochegger nach wie vor gegeben. Ein frühes Geständnis ist freilich der größte Milderungs­grund beim Strafmaß. Noch dazu, wenn sich der Angeklagte wie Hochegger selbst belastet. Im zweiten Anklagepun­kt „Terminal Tower“bekannte sich der Ex-Lobbyist allerdings „nicht schuldig“.

Ganz anders stehen jetzt die Aktien beim Ex-Finanzmini­ster und seinem Trauzeugen Meischberg­er: Mit dieser überrasche­nden Wendung wird die Luft dünn. In den Stunden vor dem Geständnis sprachen die Verteidige­r noch zynisch, dass die Anklage bereits am dritten Prozesstag wie ein Kartenhaus zusammenge­fallen sei.

Um 13.03 Uhr – manche Gerichtsex­perten sprachen von einem historisch­en

„Verbessern tut es die Situation nicht, das ist klar. Genau darauf hat die Staatsanwa­ltschaft gesetzt, wenn man 14 Leute anklagt in der Hoffnung, dass einem es zu blöd wird, der eh schon weich gekocht ist.“Manfred Ainedter, Grasser-Anwalt „Mein Mandat hat bereits viel, aber noch nicht alles ausgesagt.“Plädoyer-Start Hochegger-Anwalt „Dr. Hochegger wird sich daher der Beitragstä­terschaft an einer Untreue schuldig bekennen.“Hocheggers Anwalt L. Kregcjk Das ist vollkommen nebulos. Im BUWOG-Fall weiß er, dass mein Mandant etwas bekommen haben soll und im zweiten Fall (Terminal Tower Linz, Anm.) nicht.“Manfred Ainedter, Grasser-Anwalt

Moment – wurden die Karten neu gemischt. „Grasser, Meischberg­er und Plech sind sicherlich aus allen Wolken gefallen, denn mit meinem Geständnis konnten sie nicht rechnen“, meinte Hochegger gegenüber dem KURIER.

Warum? Wieder einmal spielt der Zufall eine entscheide­nde Rolle in der Cau- sa BUWOG. So war es ein Glücksfall, dass die Ermittler überhaupt auf die Provisions­millionen stießen. Detto erfuhr Hochegger völlig unverhofft, wem die drei Liechtenst­einer Konten, auf die er jeweils 2,4 Millionen überwies, zugeordnet werden können.

Wie, wann und wo Hochegger die schicksalh­aften Informatio­nen entdeckte, will er erst vor der Richterin auspacken. Voraussich­tlich Anfang Jänner wird er vor Marion Hohenecker aussagen. „Meischberg­er hat mich nie eingeweiht. Und ich habe Meischberg­er auch nie darüber informiert, dass ich diese Fakten kenne“, so Hochegger.

Geschockt

Der Schock über diese Erkenntnis saß tief. Blitzschne­ll waren Grasser, Meischberg­er und Plech hinter der Tür des Angeklagte­nzimmers verschwund­en.

Und was sagte der wortgewalt­ige Grasser-Anwalt Manfred Ainedter? „Ich bin überrascht und verwundert. Hochegger glaubt, sich durch eine Unwahrheit seine Position verbessern zu müssen.“Als Motivation stellte Ainedter die Vermutung in den Raum, dass Hochegger in der Haft „weichgekoc­ht worden ist“.

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Freitag um 9.30 Uhr ging der vierte Prozesstag los. Um 13.05 Uhr begann das Plädoyer von Hocheggers Anwalt. Der Ex-Lobbyist bekannte sich teilschuld­ig

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