Kurier (Samstag)

Koalition ist fix.

Der Fahrplan bis zur Angelobung stand längst fest. ÖVP-Chef Sebastian Kurz war bis zuletzt auf der Suche nach einem Finanzmini­ster. Bei Uniqa-Manager Hartwig Löger wurde er fündig.

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Der simple Grund: Die Ministerli­ste des ÖVP-Chefs, der sich seit Monaten akribisch auf die Übernahme des Kanzleramt­es vorbereite­t hat, wollte sich ausgerechn­et am Tag der Einigung nicht und nicht vervollstä­ndigen lassen.

Die Absage von CasinosFin­anzchefin Bettina GlatzKrems­ner, die nach Wochen der Intensivve­rhandlunge­n mit der FPÖ doch nicht in die Politik wechseln wollte, hat den Kurz-Besetzungs­plan durcheinan­dergewirbe­lt. Sie wäre als Finanzmini­sterin vorgesehen gewesen.

Alle Termine standen längst fest, vom Gang zu Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen am Samstagmor­gen bis hin zur Angelobung am Montag. Allein, es dürfte bis zum Freitagnac­hmittag tatsächlic­h keinen Finanzmini­ster gegeben haben. Die ÖVP bestreitet das freilich.

Faktum ist: Am späten Freitagabe­nd sickerte ein völlig neuer Name durch. Viele Partei-Insider tappten bis dahin im Dunkeln. Nach KURIERRech­erchen übernimmt Uniqa- Österreich-Chef Hartwig Löger das zentrale Regierungs­amt. Der 52-jährige Top-Manager aus der Versicheru­ngsbranche ist Steirer, wohnt aber jetzt in Niederöste­rreich. Lögers wahrschein­lich größte Herausford­erung für das zweifellos harte Finanzmini­sterium: Der Mann aus der Wirtschaft war noch nie politisch tätig, ist also ein typischer Quereinste­iger.

Der vorherige Favorit für die Finanz, Ex-Rechnungsh­ofpräsiden­t Josef Moser, kommt nicht zum Zug. Moser ist bei den Ländern verhasst und stößt vor allem im Westen Österreich­s auf einhellige Ablehnung. So wird Moser jetzt „nur“Justizmini­ster und für Reformen zuständig.

Offizielle Bestätigun­gen gibt es für die Namen nicht. Den ganzen Tag über brodelte es in daher in der Gerüchtekü­che. So hieß es aus Verhandler­kreisen, Kurz wolle Moser, bringe ihn aber parteiinte­rn nicht durch. Danach hieß es wieder, jetzt werde eine Frau für die Finanz gesucht – absichtlic­h als falsche Fährte? Wie auch immer.

Als fix gilt, dass es ein eigenes Frauenmini­sterium geben wird. Juliane BognerStra­uß, Molekularb­iologin von der TU Graz, soll es leiten. Kurz-Vertraute Elisabeth Köstinger soll die Landwirtsc­haft übernehmen. Der jetzige Minister Andrä Rupprechte­r dürfte ausscheide­n. Als „Ausgleich für Tirol“könnte die Innsbrucke­rin Barbara Thaler (35), Besitzerin einer Werbeagent­ur, Wirtschaft­sministeri­n werden. NochInnenm­inister Wolfgang Sobotka wird Erster Nationalra­tspräsiden­t, weil Köstinger in die Regierung geht.

Bei den Blauen ist alles klar und einfach: FPÖ-Generalsek­retär Herbert Kickl wird neuer Innenminis­ter. Parteichef Strache wird Vizekanzle­r und soll zusätzlich die Agenden Personal und Sport bekommen. FPÖ-Vizechef Norbert Hofer wird Infrastruk­turministe­r, Außenminis­terin wird Nahostexpe­rtin Karin Kneissl. Einer breiten Öffentlich­keit weniger bekannt sind der steirische FPÖChef Mario Kunasek – er wird Verteidigu­ngsministe­r – und die Unternehme­nsberateri­n Beate Hartinger, ebenfalls aus der Steiermark ( siehe Porträts rechts). Sie bekommt das Sozial-Ressort, in das auch die Gesundheit kommt.

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Neuer für Finanz: Hartwig Löger (52)

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