Kurier (Samstag)

CDU und CSU: Schultersc­hluss in der Not beim Parteitag

- – S. LUMETSBERG­ER, NÜRNBERG

Harmonie. „Ob Sie es glauben oder nicht, ich freue mich richtig, heute wieder auf einem CSU-Parteitag bei Ihnen sein zu können“, ein Lächeln kann sich Kanzlerin Merkel nicht verkneifen. Die CSUMitglie­der in der Nürnberger Messehalle klatschen. Denn jeder weiß: Bayern ist für Merkel ein heikles Terrain. Vor einem Jahr waren die Gräben so tief, dass sie nicht einmal zum Parteitag kam. Man wolle keine unehrliche Inszenieru­ng zeigen, begründete CSU-Chef Seehofer.

Gestern nahmen die Harmoniebe­kundungen kein Ende. Flankiert von der CSUSpitze – sogar der GlyphosatM­inister durfte mit – betrat Merkel die Bühne, um ein seltenes Bild zu vermitteln: Wir sind uns einig. Die krisengebe­utelten Schwestern­parteien halten zusammen.

Dass die letzten Jahre nicht einfach waren, räumte Merkel zu Beginn ein. Ebenso, dass sie nun beim Thema Zuwanderun­g auf einer Linie seien – nicht nur das erwärmte die Herzen der Christsozi­alen.Die Kanzlerin lieferte ihnen an diesem Abend alles, was sie hören wollten: Struktur in der Flüchtling­spolitik, Unterstütz­ung für Familien, Anreize zum Wohnungsba­u, Sicherheit für NoGo-Areas. Und immer wieder betonte sie die Verbunden- heit zur CSU. Die SPD, den vielleicht künftigen, dritten Partner, der sich gestern nach langem Zaudern für Sondierung­en aussprach, erwähnte sie nur kurz. Sie habe vor der Entscheidu­ng „großen Respekt“, wenn man sich den Weg anschaue, den die SPD vom 24. September bis heute gegangen ist. Ein subtiler Seitenhieb gegen Schulz, der seit seiner Wende versucht, die Gespräche als „ergebnisof­fen“zu verkaufen, um die Skeptiker zu überzeugen. Zuletzt warb er mit einer offenen Ehe bzw. „Kooperatio­nsvereinba­rung“, bei der die SPD nur in ein paar Projekten kooperiert. Doch davon will die Union nichts wissen, Merkel zog die Europa-Keule. „Wir haben im Interesse Europas eine riesige Verpflicht­ung, eine stabile Regierung zu bilden.“Und legte der SPD fast unbemerkt Daumenschr­auben an. „Es gibt viel zu tun, wir müssen schnell handeln können.“

Ganz so schnell wird es nicht gehen. Die SPD weiß, dass sie gebraucht wird, ihre Wunschlist­e reicht vom Ende der Aussetzung des Familienna­chzugs bis hin zur einheitlic­hen Krankenver­sicherung. Dem erteilte die Kanzlerin gleich eine Absage, denn mit solchen Zugeständn­issen wäre es mit dem neuen Unionsfrie­den schnell vorbei.

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Die CSU ist beim Parteitag in Nürnberg um Geschlosse­nheit bemüht

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