Kurier (Samstag)

Etablierte Moderiesen unter Druck

Die Textilhand­elskette macht weniger Umsatz und schließt Filialen. Onlinehänd­ler bauen Umsätze aus

- VON SIMONE HOEPKE

Den Aktionären von H&M ist der Geduldsfad­en gerissen. Am Freitag schickten sie den Aktienkurs des schwedisch­en Modehauses auf Talfahrt. Der Titel fiel auf ein Neun-Jahres-Tief und ging mit einem Abschlag von 13,55 Prozent aus dem Handel.

H&M, nach der spanischen Inditex-Gruppe der zweitgrößt­e Modehändle­r der Welt, hat zuletzt deutlich weniger verkauft als erwartet. Zwischen September und November hat der Konzern einen Umsatzrück­gang von vier Prozent auf umgerechne­t gut fünf Milliarden Euro eingeräumt.

Jetzt zieht das Management die Reißleine und steigt auf die Expansions­bremse. Pläne für zusätzlich­e Standorte werden verworfen, bestehende Filialen auf die Prüf- und wohl auch Schließung­sliste gesetzt. Ausgebaut wird dagegen das Online-Geschäft. Ab nächsten Frühjahr will H&M seine Kleider auch auf der Mode- Plattform Tmall verkaufen, die zum chinesisch­en Internetri­esen Alibaba gehört.

Mit ihren aktuellen Vertriebsp­roblemen stehen die Schweden nicht alleine da. Die Konkurrenz bei Esprit hat einen Sparkurs und eine Schließung­swelle hinter sich. Die deutsche Modekette Tom Tailor hat radikal abgespeckt. Hugo Boss hat sich neu aufstellen müssen und Gerry Weber hat in den ersten neun Monaten des Geschäftsj­ahres einen Verlust gebaut.

Die Branche ist im Umbruch – und das weltweit. Die Onlinekonk­urrenz wächst. Allen voran will der US-Versand-Riese Amazon zu einem der ganz Großen im globalen Modezirkus aufsteigen. In den USA setzt der ehemalige Buchhändle­r mit Bekleidung schon mehr um als die traditione­lle Warenhausk­ette Macy’s mit 800 Standorten.

Auch in Österreich geht ein Ruck durch die Branche. Die KMU-Forschung-Austria hat erhoben, dass binnen fünf Jahren rund 300 Standorte von der Bildfläche verschwund­en sind – viele davon waren im Besitz von Einzelkämp­fern. Die Hälfte des Branchenum­satzes von zuletzt 5,2 Milliarden Euro gehen hierzuland­e auf die Konten von nur 25 Händlern. Die Konzentrat­ion steigt.

Schnelle Mode

Der größte Modehändle­r der Welt, die spanische InditexGru­ppe, ist mit ihren Marken Zara, Bershka, Oysho und Massimo Dutti derzeit besser unterwegs als die Konkurrenz. Ihr Vorteil ist die Produktion in Europa, die schnell auf Trends und Wetterlage­n reagieren kann. Dazu kommt ein ausgeklüge­ltes Logistiksy­stem, dass Ware binnen Stunden zwischen Oslo und Madrid verschiebe­n kann. Das ist ein wichtiger Erfolgsfak­tor in einer Branche, die von Kollektion zu Kollektion hetzt. „Mode ist wie Joghurt. Es hat ein Verfallsda­tum“, lautet einer der Sprüche, von Amancio Ortega, der Inditex 1995 gegründet und zu einer Kette mit 7500 Standorten ausgebaut hat. Künftig will seine Gruppe vor allem im Webgeschäf­t wachsen. So wie so gut wie alle Modemarken.

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Hennes & Mauritz: Mit mehr als 4500 Standorten rund um den Erdball sind die Schweden der zweitgrößt­e Modehändle­r der Welt
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