Wenn Algorithmen zum neuen Anzug führen
Das Start-up will Männer einkleiden. Investoren haben dafür 50 Millionen lockergemacht
Es ist ja nicht so, dass es zu wenig Auswahl an Jeans, Jacken und Jogginghosen gibt. Im Gegenteil. „Viele sind von den 100.000 Optionen in den Einkaufsstraßen und Webshops wie erschlagen“, sagt Julia Bösch. Sie hat daraus ein Geschäftsmodell gemacht.
Outfittery heißt das Startup aus Berlin, das Männern zu einem modischen Auftritt verhelfen soll. Das Konzept klingt einfach: Auf einer Webseite ein paar Eckdaten zum Kleidungsstil, präferierten Marken und Farben angeben und ein Packet mit passenden Outfits zugeschickt bekommen. Wer will, kann auch mit einer Stilberaterin telefonieren – was immerhin jeder zweite Kunde von Outfittery macht, sagt Bösch.
Die Geschäftsidee hat zumindest einmal Investoren überzeugt. 50 Mio. Euro hat Bösch gemeinsam mit ihrer Geschäftspartnerin für das 2012 gegründete Start-up eingesammelt. Holtzbrinck Ventures oder Northzone sind unter den Geldgebern.
Mit Big Data zum Anzug
Die Investoren glauben an das skalierbare Geschäftsmodell, hinter dem jede Menge gesammelte Daten und Algorithmen stehen, die die Wahrscheinlichkeiten hochrechnen, ob ein Outfit gefällt. Der Kunde soll das aber weniger mitbekommen. Als Ass im Ärmel gilt die „Personalisierung“, also die Stilberater. Mehr als hundert beschäftigt das Start-up in Berlin, Düsseldorf und Zürich.
Dass es einen Markt für kuratiertes Shopping gibt, glaubt auch Zalando. Der Berliner Distanzhändler, bei dem Bösch vor der Gründung von Outfittery gearbeitet hat, bietet neuerdings auch Stilberatung an. Die größte Konkurrenz sitzt aber nach wie vor in den Einkaufsstraßen und Shoppingcentern. Bösch: „Sie machen immer noch 90 Prozent des Umsatzes mit Herrenmode, auch wenn wir das in unserer Internetblase gerne vergessen.“
Wie viele Männer sich das Outfittery-Service leisten, verrät sie nicht. Auch nicht, wie viel Outfittery umsetzt. Nur so viel: 500.000 Bestellungen sind schon eingegangen. Und Männer ticken offenbar anders als Frauen, wenn es ums Einkaufen geht. „Sie kaufen den Mantel nicht, wenn die neue Kollektion kommt, sondern wenn der Winter kommt.“