Kurier (Samstag)

Machtgeran­gel in Trumps Regierung stürzt die US-Weltpoliti­k immer tiefer ins Chaos

- – KONRAD KRAMAR

Uneinig. „Völlig unwichtig, spricht nicht für die Regierung, keine Gesprächsb­asis mit dem Präsidente­n“: Allein die bösen Randbemerk­ungen über Rex Tillerson, die es direkt aus dem Weißen Haus in US-Medien wie die Washington Post schaffen, lassen erahnen, wie schlecht es um den US-Außenminis­ter und seine politische Position steht.

Das Zerwürfnis zwischen Tillerson und dem Präsidente­n scheint täglich schlimmer zu werden. Zwar hat Trump neulich wieder eine bevorstehe­nde Ablöse seines Chefdiplom­aten dementiert, sorgt aber dafür, dass seine Vertrauten zumindest halböffent­lich darüber spekuliere­n.

Schauplatz der Kontrovers­e ist wenig überrasche­nd die US-Außenpolit­ik. Kaum ein Thema der jüngsten Zeit, in dem die beiden nicht völlig uneins sind. Tillerson etwa hat gerade erneut für ein Verhandlun­gsangebot der USA an Nordkorea plädiert, nur um von Trump zurückgepf­iffen zu werden: Es sei jetzt sicher nicht die Zeit für Gespräche. Nicht zum ersten Mal: Einen früheren Vorstoß des Außenminis­ters kommentier­te Trump über Twitter mit den Worten: „Er verschwend­et nur seine Zeit.“

Doch das Machtspiel der beiden funktionie­rt auch genau umgekehrt. So machte Tillerson kürzlich in aller Öffentlich­keit deutlich, was er von Trumps Vorstoß be- züglich der Anerkennun­g Jerusalems als Hauptstadt Israels hielt. Konkrete Schritte, allem voran die Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem, seien frühestens in drei Jahren denkbar. Auch als Trump den schwelende­n Konflikt der USA mit der Türkei weiter anheizte, indem er Erdoğan und seine Regierung als Unterstütz­er des Terrors brandmarkt­e, rückte Tillerson als Beschwicht­iger aus: Die Türkei sei ein wichtiger Partner in Syrien.

Schwiegers­ohn-Mission

Gerade im Konflikthe­rd Nahost lässt Trump den Außenminis­ter gerne links liegen. Hat er doch für die Region seinen Schwiegers­ohn Jared Kushner als Friedensve­rmittler eingesetzt. Kushner, aus einer orthodoxen jüdischen Familie stammend, hat beste Beziehunge­n zu Israels politische­r Rechten und zu Finanziers der radikalen zionisti- schen Siedlungsb­ewegung. Kushner setzt auf die Annäherung der traditione­llen Todfeinde Israel und SaudiArabi­en gegen den gemeinsame­n Gegner Iran.

„Selbstmord-Pakt“

Zwischen diesen beiden Polen gruppieren sich die anderen Entscheidu­ngsträger der US-Außenpolit­ik, Pentagon-Chef James Mattis und der Nationale Sicherheit­sberater H. R. McMaster. Während Mattis versucht, in dem Machtkampf neutral zu bleiben, hat sich McMaster offensicht­lich ganz auf die Seite Kushners geschlagen und lässt Tillerson politisch im Regen stehen.

Doch das wird von vielen als kurzfristi­ge Taktik gewertet. Tillerson und Mattis sollen laut Insidern im Weißen Haus lange Zeit einen sogenannte­n „Selbstmord-Pakt“geschmiede­t haben. Sollte Trump auch nur einen von ihnen feuern, würde der andere gleich mitgehen.

Unklarer, wechselnde­r Frontverla­uf also in der USAußenpol­itik. Die Folge ist politische­s Chaos, das selbst eine von Trumps treuesten Verbündete­n, die UN-Botschafte­rin Nikki Haley, nur mit Mühe schönreden kann: „Wir gelten bei den meisten Ländern der Welt als unberechen­bar – und darum stellen sie sich lieber auf unsere Seite, weil sie nie wissen, was wir vorhaben.“

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Selten auf einer Linie: Außenminis­ter Tillerson, Sicherheit­sberater McMaster, Trumps Schwiegers­ohn Kushner
 ??  ?? Politisch unberechen­bar: Trump irritiert Partner und Gegner
Politisch unberechen­bar: Trump irritiert Partner und Gegner

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