„Im Moment sind wir am Karriere-Gipfel“
Manfred Schmid ist seit Jahren der Assistent von Stöger und auch in Dortmund an dessen Seite
Sein Transfer hätte kurioser nicht sein können, vollzog er sich doch im Krankenhaus. Manfred Schmid legte sich nach der Trennung vom 1. FC Köln ins Spital, um sich endlich die längst überfällige künstliche Hüfte einsetzen zu lassen. Zur Ruhe kam er aber nicht, denn schon wenige Tage nach der Operation bekam er einen richtungsweisenden Anruf von seinem „Chef“Peter Stöger. Vom Krankenbett aus heuerte der 46jährige Wiener bei Borussia Dortmund an, wo er offiziell mit 1. Jänner 2018 seine Arbeit antreten darf. Denn der Auflösungsvertrag mit Köln läuft noch bis Jahresende. Zumindest den Dortmund-Trainingsanzug hat er sich abgeholt und anprobiert.
Manfred Schmid ist schon seit vielen Jahren der treue Assistent von Stöger, er genießt das volle Vertrauen des Trainers. Gemeinsam führten sie die Austria zum Meistertitel, danach Köln in die erste
deutsche Bun- desliga und in den Europacup. Das erste Spiel von Dortmund verfolgte „Manni“, wie er in Deutschland genannt wird (Wiener Freunde rufen ihn seit jeher „Schmidl“), daheim vor dem Fernseher auf Krücken. KURIER: Wie ungewöhnlich war Ihr Dortmund-Debüt vor dem TV? Manfred Schmid: So nervös wie diesmal war ich noch nie, weil man sich irgendwie ohnmächtig fühlt. Auf der Bank im Stadion kann man etwas beeinflussen und sich einbringen. Aber ich war bis knapp vor dem Spiel in ständigem Kontakt mit Peter Stöger. In dieser nicht leichten Situation war es eine ordentliche Leistung der Mannschaft. Trennung von Köln, Spitalsaufenthalt, neuer Arbeitgeber Dortmund: Waren für Sie die letzten Wochen so verrückt, wie sie wirken?
Es war eine Berg- und Talfahrt. Der Abschied aus Köln war emotional nach viereinhalb Jahren, da sind
Tränen geflossen. Dann folgten die Hüftoperation und der Anruf von Peter vergangenen Samstag. Was hat er gesagt?
Dass er soeben in Wien gelandet ist und Dortmund sich bei ihm gemeldet hat. Wir würden eine neue Chance bekommen. Das hat den Heilungsprozess gleich beschleunigt, weil die Aufgabe unglaublich interessant ist. Da habe ich den Ärzten Druck und ein paar Reha-Übungen mehr gemacht. In der Klinik bin ich die Stiegen rauf- und runtergegangen, weil sich meine Stimmung von 0 auf 100 beschleunigt hatte. Was macht Ihre Zusammenarbeit mit Peter Stöger aus?
Das totale Vertrauen, der Respekt, die Offenheit und Ehrlichkeit. Wir haben miteinander gespielt, wir kennen uns lange und sind Freunde geworden. Er lässt einen viele Dinge machen und übergibt Aufgaben. Dazu kommen die Freude am Fußball und die Leidenschaft. Uns beiden ist wichtig, dass man bei der Ar- beit nie den Spaß verliert. Spieler und Trainer sollen täglich gerne zum Job kommen. Was macht eigentlich Peter Stöger als Trainer aus?
Sein Umgang mit den Menschen. Eine seiner größten Stärken ist es, sich in Menschen hineinversetzen zu können, also die Empathie. Es gibt bei ihm so gut wie nie Kurzschluss-Handlungen, ebenso keine persönlichen Eitelkeiten. Er kann Stars führen und mit ihnen umgehen, er kann intern Aufgaben delegieren. Welche Eigenschaft haben Sie, die Peter Stöger fehlt?
Pah, keine Ahnung. Können Sie besser Videos zusammenschneiden?
Das könnte er doch genauso, nur bleibt ihm dazu als Cheftrainer einfach keine Zeit. Ich bin vielleicht als Typ ein wenig emotionaler und kritischer. Ansonsten fällt mir wirklich kein Beispiel ein. Ich denke, wir ergänzen uns. Und wir lieben das, was wir machen. Wie lebt es sich als Schattenmann von Peter Stöger?
Ich fühle mich in dieser Position wohl und habe nicht das Gefühl, dass ich in der zweiten Reihe stehe. Peter gibt einem nicht das Gefühl, dass er der alleinige Chef ist. Dennoch traue ich mir zu, irgendwann Cheftrainer zu sein. Aber aktuell gefällt mir meine Rolle. Wenn Sie einen Rückblick auf die vergangenen Jahre wagen – können Sie das eigentlich alles glauben?
So einen Werdegang kann man nicht planen. Hätte mir jemand das gesagt, als ich noch in der AustriaAkademie tätig war, ich hätte wahrscheinlich nur laut gelacht. Befinden Sie sich aktuell am Höhepunkt Ihrer Karriere?
Gute Frage. Im Moment sind wir sicher am Karriere-Gipfel. Aber wir können nicht behaupten, dass wir schon alles geschafft haben.