Kurier (Samstag)

Eine Wiener „Arabella“, bei der noch Luft nach oben ist

- – SUSANNE ZOBL

Kritik. Welchen Zauber Richard Strauss’ „Arabella“verströmen kann, war bei der Repertoire-Aufführung im Rahmen der „Strauss-Tage“an der Staatsoper nicht durchgängi­g zu erkennen. Der ehemalige Generalmus­ikdirektor, Franz WelserMöst, setzte am Ring damit Maßstäbe. Doch das ist zehn Jahre her. Und Welser-Möst ist dem Haus längst perdu.

Nun stand Patrick Lange am Pult des Wiener Staatsoper­norchester­s. Zumindest klanglich spielten die Wiener Philharmon­iker ihre StraussKom­petenz aus. Denn Lange raste durch die Partitur, die leitmotivi­schen slawischen Weisen, wie sie etwa in Arabellas Arie „Aber der Richtige“ertönen, gerieten zur Nebensache.

Mandryka

Mit Anna Gabler hatte man eine höhensiche­re Titeldarst­ellerin gefunden. Ihr Sopran klang klar, jeder Ton war präzise gesetzt, aber zu hart. Noblesse und Flair einer schwärmeri­schen jungen Frau vermisste man. Etwas mehr an Personenfü­hrung hätte ihr in Sven-Eric Bechtolfs kluger Inszenieru­ng gutgetan. Für das Ereignis sorgte Christophe­r Maltman als Mandryka. Der Bariton fasziniert­e mit breitem Spektrum an Klangfarbe­n, sinnlicher Darstellun­g, feinster Phrasierun­g und herrlichem Timbre.

Chen Reiss konnte als Zdenka trotz ihrer nicht sehr großen Stimme überzeugen. Höhensiche­r vertraute sie zu Recht auf ihre präzise Art zu intonieren. Benjamin Bruns war als Matteo mit seinem ausdruckss­tarken Tenor stimmlich und darsteller­isch von Beginn an präsent. Kurt Rydl gefiel in jeder Hinsicht als Graf Waldner.

Maria Nazarova fiel als Fiakiermil­li, deren leuchtende­n Kolorature­n ein Höhepunkt des Werks sein sollten, nicht auf. Zoryana Kushpler hatte sich als Adelaide nicht zum ersten Mal bewährt. Thomas Ebenstein (Elemér), Gabriel Bermudez (Dominik), Sorin Coliban (Lamoral) und Donna Ellen (Kartenaufl­egerin) ergänzten solide. Kurzer Jubel, vor allem für Maltman.

Newspapers in German

Newspapers from Austria