Kurier (Samstag)

Ein Deutscher war schneller

Max Franz (Bild) wurde im Super-G von Gröden vor Mayer Zweiter. Josef Ferstl gewann.

- AUS DEM GRÖDNERTAL CHRISTOPH GEILER

Natürlich hätte sich Max Franz auch grün und blau ärgern können. Er hätte mit seiner Position hadern und den beiden Hundertste­lsekunden nachtrauer­n können, die ihn um seinen zweiten Weltcupsie­g gebracht haben. Jeder hätte es verstanden, wenn der Kärntner missmutig durch das Zielgeländ­e der Saslong gestapft wäre.

Stattdesse­n grinste Max Franz nur und jubelte begeistert dem Sieger zu. „Das ist doch einfach nur schön für den Skisport.“Wie Max Franz dachten im Grunde alle im Grödnertal. Es gab keinen, der sich nicht über den überrasche­nden Triumph von Josef Ferstl im Super-G freute. Jeder im Skizirkus weiß, dass die deutschen Skifahrer nach dem Tod der Nachwuchsh­offnung Max Burkhart eine harte Zeit durchmache­n. Dazu waren die Sportler in ihrer Heimat lange nur belächelt worden. Nach dem frühen Saison-Aus von Felix Neureuther, der wegen seines Kreuzbandr­isses die olympische­n Winterspie­le verpasst und gestern operiert wurde, hatten einige bereits das Ende der deutschen Alpinherre­n heraufbesc­hworen. Deutschlan­d würde nun ohne Herren-Medaillenh­offnung nach Korea fahren, war in Medien zu lesen.

„Ich hatte immer im Hinterkopf, dass wir das schaffen können“, entgegnet Josef Ferstl. Dass der 28-Jährige „wir“sagt, zeigt bereits, wie Ferstl und seine Kollegen ticken. Das deutsche HerrenTeam ist zwar ziemlich überschaub­ar, doch die kleine, aber feine Gruppe hinterließ in diesem Winter schon eine beachtlich­e Erfolgsspu­r.

Aufwärtstr­end

Nach neun Rennen halten die deutschen Herren nun bereits bei fünf Podestplät­zen. „Es ist unglaublic­h, wie es bei uns läuft, wir pushen uns alle gegenseiti­g“, berichtet Josef Ferstl, der in der Stunde des Triumphes auch auf die schwierige­n Lernjahre zurückblic­kte. „Es ist ein offenes Geheimnis, dass unser Speedteam kurz vorm Aussterben war.“

Seit der Bestellung des Vorarlberg­ers Mathias Berthold zum Chefcoach im Jahr 2014 geht es mit den Abfahrern steil bergauf. Zusammen mit seinem Landsmann Christian Schwaiger (Speedtrain­er) leistete der ehemalige ÖSV-Cheftraine­r wertvolle Entwicklun­gshilfe, die nun im ersten deutschen Super-G-Sieg seit 1991 (Markus Wasmeier) ihre bisherige Krönung fand.

Josef Ferstl bleibt nun endlich auch die lästige Frage erspart, die dem zweifachen Familienva­ter aus Bay- ern seit Jahren immerzu gestellt wird. Er hat jetzt mit 28 Jahren seinem Vater Sepp nachgeeife­rt, der 1978 und 1979 die Hahnenkamm­Abfahrt gewonnen hatte.

Jubiläumsa­bfahrt

„Cool, dass er gewonnen hat“, zollte auch Max Franz dem neuen Champion Respekt. Der Kärntner war von seinem zweiten Platz „positiv überrascht“, und Matthias Mayer war überhaupt hin und weg, dass es nach einem schweren Fehler für Rang drei reichte. „Normal geht sich mit so einem Einkehrsch­wung kein Stockerl aus.“

Ferstl (2), Franz (7) und Mayer (4) profitiert­en auch von ihren Startnumme­rn. Die Piste litt unter dem einsetzend­en Schneefall, nach Startnumme­r 38 wurde das Rennen abgebroche­n. Für die Jubiläumsa­bfahrt am Samstag (12.15 Uhr, live ORFeins) – Gröden feiert mit vielen Legenden das 50. WeltcupWoc­henende – ist aber besseres Wetter angesagt.

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Knapp den Sieg verpasst: Max Franz fehlten in Gröden lediglich 0,02 Sekunden auf den Sieger

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