Ein Deutscher war schneller
Max Franz (Bild) wurde im Super-G von Gröden vor Mayer Zweiter. Josef Ferstl gewann.
Natürlich hätte sich Max Franz auch grün und blau ärgern können. Er hätte mit seiner Position hadern und den beiden Hundertstelsekunden nachtrauern können, die ihn um seinen zweiten Weltcupsieg gebracht haben. Jeder hätte es verstanden, wenn der Kärntner missmutig durch das Zielgelände der Saslong gestapft wäre.
Stattdessen grinste Max Franz nur und jubelte begeistert dem Sieger zu. „Das ist doch einfach nur schön für den Skisport.“Wie Max Franz dachten im Grunde alle im Grödnertal. Es gab keinen, der sich nicht über den überraschenden Triumph von Josef Ferstl im Super-G freute. Jeder im Skizirkus weiß, dass die deutschen Skifahrer nach dem Tod der Nachwuchshoffnung Max Burkhart eine harte Zeit durchmachen. Dazu waren die Sportler in ihrer Heimat lange nur belächelt worden. Nach dem frühen Saison-Aus von Felix Neureuther, der wegen seines Kreuzbandrisses die olympischen Winterspiele verpasst und gestern operiert wurde, hatten einige bereits das Ende der deutschen Alpinherren heraufbeschworen. Deutschland würde nun ohne Herren-Medaillenhoffnung nach Korea fahren, war in Medien zu lesen.
„Ich hatte immer im Hinterkopf, dass wir das schaffen können“, entgegnet Josef Ferstl. Dass der 28-Jährige „wir“sagt, zeigt bereits, wie Ferstl und seine Kollegen ticken. Das deutsche HerrenTeam ist zwar ziemlich überschaubar, doch die kleine, aber feine Gruppe hinterließ in diesem Winter schon eine beachtliche Erfolgsspur.
Aufwärtstrend
Nach neun Rennen halten die deutschen Herren nun bereits bei fünf Podestplätzen. „Es ist unglaublich, wie es bei uns läuft, wir pushen uns alle gegenseitig“, berichtet Josef Ferstl, der in der Stunde des Triumphes auch auf die schwierigen Lernjahre zurückblickte. „Es ist ein offenes Geheimnis, dass unser Speedteam kurz vorm Aussterben war.“
Seit der Bestellung des Vorarlbergers Mathias Berthold zum Chefcoach im Jahr 2014 geht es mit den Abfahrern steil bergauf. Zusammen mit seinem Landsmann Christian Schwaiger (Speedtrainer) leistete der ehemalige ÖSV-Cheftrainer wertvolle Entwicklungshilfe, die nun im ersten deutschen Super-G-Sieg seit 1991 (Markus Wasmeier) ihre bisherige Krönung fand.
Josef Ferstl bleibt nun endlich auch die lästige Frage erspart, die dem zweifachen Familienvater aus Bay- ern seit Jahren immerzu gestellt wird. Er hat jetzt mit 28 Jahren seinem Vater Sepp nachgeeifert, der 1978 und 1979 die HahnenkammAbfahrt gewonnen hatte.
Jubiläumsabfahrt
„Cool, dass er gewonnen hat“, zollte auch Max Franz dem neuen Champion Respekt. Der Kärntner war von seinem zweiten Platz „positiv überrascht“, und Matthias Mayer war überhaupt hin und weg, dass es nach einem schweren Fehler für Rang drei reichte. „Normal geht sich mit so einem Einkehrschwung kein Stockerl aus.“
Ferstl (2), Franz (7) und Mayer (4) profitierten auch von ihren Startnummern. Die Piste litt unter dem einsetzenden Schneefall, nach Startnummer 38 wurde das Rennen abgebrochen. Für die Jubiläumsabfahrt am Samstag (12.15 Uhr, live ORFeins) – Gröden feiert mit vielen Legenden das 50. WeltcupWochenende – ist aber besseres Wetter angesagt.