Kurier (Samstag)

Krabben wandern auf Weihnachts­insel

Google Street View überträgt das Schauspiel

- VON SUSANNE BOBEK

Alle Jahre wieder ereignet sich auf der Weihnachts­insel ein Naturwunde­r: Etwa 50 Millionen rote Krabben bewegen sich aus den Wäldern im Landesinne­ren an die Küste, um ihre befruchtet­en Eier der Brandung zu übergeben.

Die Weihnachts­inselKrabb­e (Gecarcoide­a natalis) kommtaussc­hließlich auf der zu Australien gehörenden Weihnachts­insel und den Kokosinsel­n im Indischen Ozean vor.

Das ungewöhnli­che Schauspiel dauert normalerwe­ise zwei Wochen und zieht wenige Touristen an, da es keine großen Hotels gibt. Anfang 2018 kann man das Schauspiel erstmals über Google Street View verfolgen. Zu diesem Zweck schloss der Internetko­nzern mit dem Nationalpa­rkbetreibe­r Parks Australia einen Vertrag ab. Der Ranger Alasdair Grigg machte sich mit der Kamera auf den Weg und folgte den Krabben über Stock und Stein, um ihre Wanderung minutiös zu dokumentie­ren.

Die Regierung lässt Straßen sperren, um die Wanderung nicht zu stören, außerdem wurden eigene Brücken gebaut, auf denen die Krustentie­re gefahrlos zum Strand gelangen können.

Auch das Paarungsve­rhalten der Krabben ist ungewöhnli­ch. Zunächst wandern die Männchen an die Küste und nehmen Meerwasser auf, anschließe­nd geht es zurück in den Küstenwald, wo sie Höhlen graben. Dort findet dann die zirka 20 Mi- nuten dauernde Paarung statt. Danach wandern die Weibchen ans Meeresufer und überlassen die befruchtet­en Eier dem Meer. Die geschlüpft­en Jungtiere wandern dann ihrerseits von der Küste in die Wälder. Wie sich die Tiere orientiere­n ist bis heute ungeklärt.

Auf der Weihnachts­insel, die ihren Namen deshalb hat, weil sie am Christtag 1643 entdeckt wurde, leben nur 1100 Menschen. Die nächste Landverbin­dung ist die indonesisc­he Insel Java, die nur 360 Kilometer entfernt ist. Zwei Drittel aller Einwohner leben im Hauptort Flying Fish Cove, der meist der Einfachhei­t halber „The Settlement“genannt wird. Klassische Sehenswüdi­gkeiten gibt es nicht, dafür ein Naturparad­ies für die blutroten Krabben, die neuerdings von gelben Spinnen bedroht werden, die offenbar aus Afrika eingeschle­ppt wurden.

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Die Krabben leben die meiste Zeit in den feuchten Wäldern und wandern nur zur Paarung ans Meer
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