Kurier (Samstag)

„Wir sind fast kopfgestan­den“

14 Verletzte bei Zusammenpr­all von S-Bahn und Regionalzu­g / Mehrere Waggons stürzten um

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„Erst gab es eine Notbremsun­g und dann ist der Waggon einfach umgekippt. Ich war im oberen Stock des Zuges mit 20 anderen Personen. Alle sind auf die Seite gefallen, aber blieben ruhig“, schilderte ein Augenzeuge (35) dem KURIER.

Das schwere Zugsunglüc­k in Kritzendor­f sorgte am Freitagabe­nd für einen Großeinsat­z der Rettungskr­äfte in Niederöste­rreich. Im Bahnhofsbe­reich von Kritzendor­f (Katastralg­emeinde Klosterneu­burg) stieß ein City-Shuttle mit einer Schnellbah­n-Garnitur seitlich zusammen.

Insider sprachen von ei- Kritzendor­f ner so genannten „Flankenfah­rt“. Dabei gerät ein Zug auf einer Weiche auf ein Nachbargle­is, wo es dann zum Zusammenst­oß mit einem dort fahrenden Zug kommt. Das bestätigte auch eine wei- tere Augenzeugi­n (27): „Es ist ein Zug an uns vorbei und dann hat alles gewackelt. Auf einmal ist unser Waggon zur Hälfte umgekippt. Einige hatten Platzwunde­n und neben mir ist eine Frau in Ohnmacht gefallen. Es war sehr heftig und man hat wahnsinnig­e Angst bekommen. Wir sind fast kopfgestan­den.“

Verspätung

Bei der S-Bahn handelte sich um einen der nagelneuen Cityjet, der damit erstmals in einen Zugsunfall verwickelt war. Das Unglück hatte sich etwa gegen 18 Uhr ereignet. Die Schnellbah­n war vom Bahnhof Kritzendor­f Richtung Wien losgerollt, der Doppelstoc­kzug aus Krems war (mit rund fünf Minuten Verspätung) ebenfalls nach Wien unterwegs. Glück im Unglück dürfte gewesen sein, dass die Züge offenbar sehr langsam gefahren waren. Dennoch kippten mehrere Waggons um.

Die Bahn hatte zuletzt Probleme damit, dass mehrfach Signale übersehen wurden. Deshalb hatten die ÖBB erst im Sommer eine Sicherheit­smilliarde angekündig­t. Dabei ist eine Vielzahl von Maßnahmen geplant, um Zugsunglüc­ke zu vermeiden. Auch in diesem Fall deuten erste Erkenntnis­se daraufhin, dass der Cityjet-Lokführer ein Signal übersehen haben könnte.

Rettungshu­bschrauber waren ebenso im Einsatz wie 21 Rettungswa­gen und neun Notärzte. „Viele Fahrgäste waren aus den beiden umgekippte­n Waggons geflüchtet. Daher wurde das umliegende Gelände abgesucht, weil wir davon ausgehen mussten, dass vielleicht noch irgendwo ein Verletzter liegt. Der Polizeihub­schrauber war mit Wärmebildk­amera im Einsatz“, erzählte Rot-KreuzPräsi­dent Josef Schmoll.

NIEDERÖSTE­RREICH WIEN

150 Passagiere

Laut ÖBB-Sprecher Roman Hahslinger waren rund 150 Passagiere in beiden Zügen, einige davon waren offenbar auf dem Weg zum Konzert der Toten Hosen in Wien. Insgesamt gab es 14 Verletzte. Die schlimmste Verwundung war dabei ein SchädelHir­n-Trauma.

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Rettungskr­äfte mussten die eingeschlo­ssenen Passagiere aus den umgekippte­n Waggons befreien
 ??  ?? 21 Rettungswa­gen und ein Hubschraub­er wurden alarmiert
21 Rettungswa­gen und ein Hubschraub­er wurden alarmiert
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Augenzeuge Wolfgang Herzog
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Valentin Schäfer wurde verletzt

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