Kurier (Samstag)

VdB gibt Kickl Nachhilfe in sprachlich­er Sensibilit­ät

- – RL

Flüchtling­e „konzentrie­ren“. „Ein verantwort­ungsvoller Umgang mit Sprache ist essentiell für unsere Demokratie“, schrieb Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen am Freitag auf seiner Facebook-Seite.

Ohne einen Namen zu nennen, ist klar, wen er meint: Innenminis­ter Herbert Kickl hat ja am Donnerstag bei der Präsentati­on der Asylbilanz gemeint, man müsse Asylsuchen­de künftig in Grundverso­rgungszent­ren „konzentrie­rt an einem Ort halten“. Weltweit kritisiert­en das Medien, darunter die Washington Post und die BBC, als „NaziSprach­gebrauch“.

Kickls Verhalten im Verlauf des Eklats war mitunter originell: Als er gefragt wurde, ob die Wortwahl eine Provokatio­n sein sollte, wies der FPÖ-Mann den Vorwurf genervt zurück und meinte dann, dass eher die Nachfrage der Journalist­en eine Provokatio­n sei. Wieso der Begriff „konzentrie­ren“im Zusammenha­ng mit einer Personengr­uppe als heikel angesehen wurde, schien sich ihm nicht zu erschließe­n. Auf KURIERAnfr­age wollte er sich später nicht mehr dazu äußern.

Nächtliche Klarstellu­ng

Ob aus eigenem Antrieb oder über Aufforderu­ng der Regierungs­spitze ist offen, aber um 22.10 Uhr stellte Kickl Donnerstag Nacht via Aussendung klar, dass er keinesfall­s auf Konzentrat­ionslager angespielt habe. „Konzentrie­rt“habe sich „ausschließ­lich auf eine zeitlich und strukturel­l geordnete Durchführu­ng von Asylverfah­ren“bezogen. Für Kanzler Kurz ist die Sache damit erledigt: Am Rande seines Staatsbesu­chs in Frankreich meinte er knapp, die Klarstellu­ng des Innenminis­ters sei „wichtig“gewesen.

Der Bundespräs­ident half jetzt noch einmal nach: „Bewusst oder unbedacht gewählte Formulieru­ngen, die als Anspielung­en auf die dunkelste Zeit unseres Landes verstanden werden können, dürfen im politische­n Diskurs keinen Platz haben.“

Newspapers in German

Newspapers from Austria