Kurier (Samstag)

EuGH-Chef rügt Regierung: „Gleichheit­sgrundsatz gilt“

SISSI?BASTI!

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Luxemburg. Für Verstimmun­g sorgt der Plan der österreich­ischen Regierung, die Familienbe­ihilfe für Kinder, die im EU-Ausland leben, kürzen zu wollen. Der Präsident des Europäisch­en Gerichtsho­fes (EuGH), Koen Lenaerts, äußert sich in der Wiener Zeitung skeptisch, ob dieser Plan in Einklang mit EU-Regeln ist. Er verweist auf den Gleichheit­sgrundsatz für alle Arbeitnehm­er aus EU-Ländern.

„Für Arbeitnehm­er aus anderen EU-Mitgliedst­aaten, die erwerbstät­ig sind, gilt der Gleichheit­sgrundsatz unbeschrän­kt“, erklärt Lenaerts. Ein Arbeitnehm­er trage ja zur Wirtschaft und zum Sozialsyst­em des Gastlandes bei, „dann sollte er auch die gleichen Rechte genießen wie ein Bürger des jeweiligen Mitgliedst­aats. Da muss man ebenfalls den politische­n Mut haben, das zu sagen“, erklärt der EuGH-Präsident.

Zudem gebe es eine Auslegung des EuGH von 1986 zu den Vorschrift­en über Familienbe­ihilfe, wonach sich das Sozialvers­icherungss­ystem eines Landes nicht bereichern dürfe durch den Umstand, dass die Kinder des Arbeitnehm­ers in einem anderen Mitgliedst­aat mit niedrigere­n Kosten wohne.

Die Regierung will an dem Plan, die Familienbe­ihilfe dem Kaufkraft-Index anzupassen, festhalten. Nicht nur, dass ÖVPChef Sebastian Kurz mit seinen jungen 31 Lenzen schon Bundeskanz­ler der Republik ist, jetzt wird er auch noch vergoldet: Seit einigen Tagen geistern in Ostösterre­ich Werbeprosp­ekte für eine Goldmedail­le. „Die erste Ausgabe zu Ehren des neuen Bundeskanz­lers“, heißt es – offenbar sollen weitere Preziosen folgen. Grund genug für den roten Justizspre­cher Hannes Jarolim, eine parlamenta­rische Anfrage zur Medaille („im einzigarti­gen Sissy-Stil“, eine „mit rei- nem Gold veredelte Silberausg­abe“) an den Bundeskanz­ler zu richten. Jarolim will wissen, ob Kurz seine Zustimmung zur Prägung gegeben hat, und ob das Weglassen des Wortes „Republik“bei der Prägung im Zusammenha­ng mit „Österreich“und dem österreich­ischen Wappentier auf der Rückseite der Medaille eine geeignete Anspielung auf Kurz’ Anspruch sei, Österreich „neu zu regieren“. Und werde es Ähnliches auch für Kickl und Strache geben? Wir bleiben gespannt!

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