Kurier (Samstag)

Trumps Abstieg ins „Drecksloch“

Rassismus.

- – D. HAUTKAPP, WASHINGTON

„Gebt mir Eure Müden, Eure Armen, Eure geknechtet­en Massen...“– Den Worten, die an der Freiheitss­tatue in New York prangen, darf man entnehmen, dass viele Länder, aus denen Menschen einst nach Amerika flohen, hässliche Orte waren. Sei es, weil Hungersnöt­e, Seuchen oder Kriege tobten. Sei es, weil Despoten, Misswirtsc­haft und Korruption das Leben zur Hölle machten. Die USA nahmen diese Menschen jahrhunder­telang ohne Unterschie­d auf.

Dass Präsident Trump, Nachfahre deutscher Einwandere­r, mit diesem Teil der Geschichte Probleme hat, ist nicht neu. Seit Amtsantrit­t hat er Mexikaner undifferen­ziert als „Vergewalti­ger“bezeichnet. Er hat Haitianern pauschal nachgesagt, dass sie Aids hätten. Er hat Flüchtling­e aus Syrien unter den Generalver­dacht gestellt, mit dem Terror-Netzwerk IS zu kollaborie­ren, und gewarnt, Menschen aus Nigeria ins Land zu lassen. Denn die würden nie „in ihre Hütten“zurückkehr­en. Den Vorwurf, er sei ein Rassist, ließ Trump stets dementiere­n.

Selbst UNO ist entsetzt

In einer Sitzung im Weißen Haus ging es am Donnerstag um einen Kompromiss im Streit um 800.000 junge, illegale Einwandere­r. Dabei be- zeichnete Trump laut Ohrenzeuge­n Haiti und El Salvador sowie die Staaten Afrikas pauschal als „Dreckslöch­er“(shitholes), denen Einwandere­r aus Norwegen vorzuziehe­n seien. Deren Ministerpr­äsidentin war am Tag zuvor Trumps Gast gewesen.

Binnen Stunden liefen die Ticker mit Protest-Noten über. Die Regierungs­partei Südafrikas nannte Trumps Verhalten „beleidigen­d“. Botswana bestellte den USBotschaf­ter ein. Selbst die UNO sprach von einer „rassistisc­hen“Äußerung.

Auf Nachfrage dementiert­e das Weiße Haus die inkriminie­rte Wortwahl zunächst mit keiner Silbe. Auch Republikan­er, die bei dem Treffen gewesen waren, eilten nicht wie sonst üblich Trump zur Hilfe.

Erst nach verheerend­er Medien-Resonanz rührte sich Trump Freitagmor­gen auf Twitter und bestritt die Vorwürfe: Er habe sich „hart“ausgedrück­t, sagte er. „Aber das war nicht die Sprache, die benutzt wurde.“Was er stattdesse­n gesagt habe? Kein Kommentar. Nur so viel: „Habe niemals etwas abwertende­s über Haiti gesagt.“

Sanktionen ausgesetzt

Dabei sollte der Freitag ganz im Zeichen des Atomabkomm­ens mit dem Iran stehen. Trump hatte mehrfach damit gedroht, den Deal aufzukündi­gen, der Teheran seit 2015 vom Bau von Atomwaffen abhalten soll.

Dass er am Abend kurz vor seinem routinemäß­igen Gesundheit­scheck das von allen Mitglieder­n des UN-Sicherheit­srates und Deutschlan­d getragene Geschäft mit Teheran erneut – durch die weitere Aussetzung einseitige­r Sanktionen – am Leben erhielt und damit eine große internatio­nale Krise vermied, wenn auch mit einer Befristung bis zum kommenden Frühjahr, ging in der weltweiten Empörung über Trumps Gebaren in Sachen Einwanderu­ng unter.

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Trump dementiert, Staaten als „Shitholes“bezeichnet zu haben

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