Packend, hitzig, schmerzhaft
Das bittere 26:27 gegen Weißrussland minimiert Österreichs Aufstiegschancen
Was bleibt von einem verlorenen Finalspiel, das ein Großereignis nicht beendet, sondern erst eröffnet? Mit 26:27 verloren Österreichs Handball-Herren bei der EM im kroatischen Poreč gegen Weißrussland den Auftakt, den alle im rot-weiß-roten Lager als entscheidend im Kampf um die Hauptrunde bezeichnet hatten.
Die Körper und Gesichter der österreichischen Teamspieler nach sechzig aufreizenden Minuten in der mit fast 4000 Besuchern ausverkauften Arena waren leicht zu deuten: Die schweißnassen Köpfe gesenkt, die müden Arme in die Hüften gepresst, die ratlosen Blicke ins Leere gerichtet. „Das ist natürlich die schmerzhafteste aller möglichen Niederlagen“, sagte Teamkapitän Thomas Bauer. „Und dennoch hat es unglaublich viel Spaß ge- macht auf dieser Bühne zu spielen, vor dieser Kulisse“, fand der Tormann, dessen zahlreiche Paraden vor rund 1000 mitgereister Fans aus Österreich am Ende auch nicht reichen sollten für den so wichtigen Auftaktsieg.
Mitreißend
Die restlichen beiden Vorrundengegner dürften die österreichischen Auswahl vor noch größere Probleme stellen, als es bereits die Weißrussen über weite Strecken getan haben. Einen Vorgeschmack gab es gestern: In der Neuauflage des WM-Finales von 2017 verpasste es Norwegen in einer hochklassigen Partie, Revanche an Frankreich zu nehmen (31:32). „Natürlich ist Frankreich ein anderes Kaliber“, sagte daher auch Teamchef Patrekur Johannesson, um eilig anzufügen: „Wer weiß, in sechzig Minuten kann viel passieren.“
Das bewies auch Österreichs Partie, die immer mit- reißend, oft sehenswert, nie langweilig war. Zu viele Wendungen bot dieser Vergleich auf Augenhöhe. Zwar rannten die Österreicher über fast die gesamte Spielzeit einem Rückstand hinterher, Wucht. Allein der Ausgleich wollte bei vier (!) nicht genutzten Angriffsmöglichkeiten nie gelingen.
„Wir wussten, dass bei so einer Partie Kleinigkeiten entscheiden werden“, resümierte der erst 22-jährige Anführer Nikola Bilyk vom TopVerein THWKiel, „undwir haben uns wohl ein paar Schnitzer zu viel erlaubt.“
Unerfahren
Ein ums andere Mal glitt der Ball leichtfertig aus den Händen, oft war das geplante Zuspiel zu riskant. „Die Spieler haben es im Großen und Ganzen gut gemacht unddenPlan umgesetzt“, lobte Johannesson. Nie war eine rot-weißrote Auswahl bei einer Endrunde unerfahrener als bei dieser EM. Johannesson: „Diese Niederlage wird uns irgendwann noch helfen.“
Sicher nicht bei dieser EM, aber vielleicht schon in zwei Jahren, wenn Österreich EM-Gastgeber ist.