Kurier (Samstag)

Großer Trend Schneeschu­hwandern

Immer mehr Gäste wollen breiteres Angebot. Tourismus reagiert mit Alternativ­en zum Skifahren

- VON ELISABETH HOLZER

Sportbegei­stert, gut trainiert, erfreut an Winterland­schaften, aber absolut kein Skifahrer oder Snowboarde­r? Noch ließe sich die Verbreitun­g dieser speziellen Urlaubsvor­lieben nicht in absolute Zahlen fassen, überlegt Erich Neuhold, Geschäftsf­ührer von Steiermark Tourismus. „Aber wir sehen es oft schon an Paaren oder Familien. Einer fährt Ski, andere aber schon nicht mehr. Die Herausford­erung ist, wie bekomme ich dann auch diese Leute auf die Berge?“

Winterspor­tler abseits von Skifahrern, Tourengehe­rn oder Snowboarde­rn werden immer mehr zur eigenen Zielgruppe. Ihnen muss etwas geboten werden, Touristike­r fassen das unter „Erlebniswi­nter“zusammen. Das lässt viele Möglichkei­ten zu: Für Mountainbi­ker, die im Winter auf das Fatbike umsteigen (siehe Zusatzberi­cht) oder Wanderer, die statt der Berg- die Schneeschu­he auspacken. „Jemand, der im Sommer gerne wandert, wird das auch im Winter genießen“, ist Neuhold überzeugt.

Schneeschu­hwandern gilt als sanfte Form des Win- tertourism­us, aber Sanftheit ist in dem Fall herausford­ernd: „Schneeschu­hwandern ist ein ganz starker Trend. Diese Gruppe ist genau so wichtig wie die andere aus Skifahrern, Langläufer­n oder Tourengehe­rn.“

Ein neues Festival

Nicht ohne Grund haben sich die Touristike­r deshalb das erste „Schneeschu­h-Festival“Österreich­s einfallen lassen: Von 26. Jänner bis 4 . Februar (www.aufschnees­chuhwander­n.at) dreht sich im Murtal alles um jenes Fortbewegu­ngsmittel in verschneit­en Bergen, das viel älter ist als die Skier. „Damit wird eine neue Zielgruppe angesproch­en oder der Aktivitäts­radius für Langläufer oder Skifahrer selbst erhöht“, beschreibt Neuhold.

Weitere potenziell­e Kunden für Angebote abseits der klassische­n Piste sind Menschen, die gerade aus der Arbeitswel­t in die Pension gewechselt haben. „Die Menschen werden immer rüstiger. Der 60-Jährige von heute ist der 50-Jährige von früher – eine Zielgruppe, die immer wichtiger wird.“Dass sich der derzeitige Trendsport Schneeschu­hwandern totlaufen wird, glaubt Neuhold nicht. „Bei vielen solcher Sportarten ist absehbar, dass es ein Ablaufdatu­m gibt. Aber es gibt Dinge, die in unseren Genen eingewoben sind, wie zum Beispiel das Gehen.“Aus dem Grund vermutet der Touristike­r, dass sich die Nachfrage rund um Winterwand­ern in den kommen- den Jahren noch verstärken wird.

Dreibein auf Skiern

Doch es gibt auch die andere Seite: Erwachsene, die Ski fahren kaum noch oder gar nicht mehr beherrsche­n, weil sie es als Kinder einfach nicht mehr gelernt haben. Auch sie will man auf die Piste locken. Mit Winchskiin­g (eine portable Seilwinde zieht den Benützer mit bis zu 70 km/h) oder Snowbiken am Präbichl etwa: Auf einer Art Dreirad mit kurzen Skiern statt Reifen geht es die Piste hinab. „Das ist die perfekte Verbindung von Schnee und Rad“, schmunzelt Claudia Flatscher vom Tourismusv­erband Hochsteier­mark. „ Wenn man Rad fahren kann, dann kann man auch snowbiken.“Ein Punkt, der auch bei Schulskiku­rsen zunehmend Thema wird: „Wenn Kinder nicht Ski fahren können, haben sie damit trotzdem die Möglichkei­t, mit ihren Freunden mitzumache­n.“

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Wer gerne in den Bergen wandert, sollte es auch einmal im Winter versuchen: Schneeschu­he bekommen jetzt sogar ein eigenes Festival
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Tourismus-Chef Erich Neuhold: „Es ist noch viel Potenzial da“
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