Kurier (Samstag)

Die Drogenszen­e an der Wiener U6 keimt wieder auf

Lokalaugen­schein .

- – MICHAELA REIBENWEIN

Die Statistik ist das eine, doch wie sieht es mit der subjektive­n Sicherheit aus? Ein Besuch an einem Kriminalit­ätsHotspot zeigt Licht und Schatten: Noch vor zwei Jahren bot sich entlang der UBahn am Wiener Gürtel ein düsteres Bild: Drogendeal­er, die schon in aller Früh an den Stiegenauf­gängen auf Kunden warteten. Körperverl­etzungen, Streiterei­en. Das Bild hat sich deutlich geändert. Doch die Drogenszen­e kehrt dennoch zurück.

Konkret zwischen den beiden U6-Stationen Thaliastra­ße und Josefstädt­er Straße. „Untertags ist es hier ruhig. Aber abends gehen die Geschäfte los“, erzählt Kebab-Verkäufer Ferhat Suver- mez und zeigt zur Lokalmeile. „Da drüben. Das ist das größte Problem.“Doch im Vergleich zu vor zwei Jahren ist es hier fast ruhig. Das beobachtet zumindest Würstelsta­nd-Verkäuferi­n Kornelia Gartner bei der Thaliastra­ße. „Da herunten bei der Station, da gibt’s nix mehr. Hin und wieder stehen ein paar Dealer bei der Hundezone.“

Pfefferspr­ay

Die Polizei ist mehrmals täglich vor Ort. Das schreckt Verkäufer ab. „Die patrouilli­eren noch immer brav“, sagt eine Bäckerei-Angestellt­e. Sie kann sich noch gut an die Situation vor zwei Jahren erinnern: „Das war ja irre. Links und rechts vom Geschäft sind die gestanden und haben ihre Drogen verkauft.“Selbst im Geschäft hätten manche gedealt. „Wir sind damals mit Pfefferspr­ay da gestanden. Immer wieder gab es Streiterei­en und Raufereien. Da gab es sogar Frauen mit Kinderwage­n, die Gift verkauft haben.“Jetzt herrsche Ruhe.

Angebot und Nachfrage

Sichtbarer ist der Rückkehr der Szene im Bereich der Sta- tion Josefstädt­er Straße. „Ob es hier Drogen gibt? Das ist ja offensicht­lich“, sagt Junus, Geschäftsf­ührer des neu eröffneten Kebab-Ladens „Mangalet“. „Solange es eine Nachfrage gibt, wird es auch Verkäufer geben.“Speziell abends sei einiges los. Doch gestört fühlt er sich nicht.

Anders sieht das eine ältere Dame, die gerade auf die Straßenbah­n wartet. Frau M. wohnt ganz in der Nähe. „Aber hier gehe ich nicht gerne her“, sagt sie. „Ich meide die Gegend. Dass ich heute hier bin, ist wirklich eine Ausnahme.“Zwar habe ihr hier noch nie jemand etwas getan. Wohl fühle sie sich aber nicht. „Schauen Sie sich die Leute an“, meint sie. Vis-a-vis stehen und sitzen Männer in Gruppen. Sie haben Bier in der Hand, einige sind betrunken. „Das muss nicht sein“, erklärt Frau M. und steigt in die Straßenbah­n.

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Kebab-Verkäufer Ferhat Suvermez beobachtet die Szene abends. Die Polizeiprä­senz ist geblieben
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