Kurier (Samstag)

Elf Jahre warten auf Bericht: Volksanwal­t eröffnet Prüfverfah­ren gegen Ministeriu­m

Verkehrsre­ssort.

- VON DOMINIK SCHREIBER UND KID MÖCHEL

Helmut Leitner ist ein ziemlicher Pechvogel. Im Juli 2006 stürzte er bei Berufseins­atz mit seinem Hubschraub­er ab. Er überlebte, allerdings wurde die Maschine schwer beschädigt. Seither ist unklar, wer den Schaden von einer halben Million Euro bezahlen muss. Und im Jahr 2015 gab es den nächsten Schicksals­schlag für Leitner – er war die 15. Person, die bei der Amokfahrt in Graz angefahren wurde. Bis heute hat er sich davon nicht gänzlich erholt.

Als Leitner im Vorjahr die KURIER-Berichte über geschönte Unfallberi­chte im Verkehrsmi­nisterium liest, kommt der Ärger wieder hoch. Seit 2006 wartet er auf seinen Untersuchu­ngsbericht des Verkehrsmi­nisteriums. Dieser könnte brisante Folgen haben, denn Leitner macht einen Wartungsfe­hler der Firma Diamond aus Wiener Neustadt verantwort­lich (was Diamond ganz vehement bestreitet, Anm.).

Die Untersuche­r im Verkehrsmi­nisterium haben bis zum Herbst – wie bei vielen Unfällen mit Diamond-Beteiligun­g – keinen Bericht fertiggest­ellt. Erst nachdem der KURIER nachfragte, wurde Leitner plötzlich vor einigen Wochen doch noch ein Papier zugesandt. Doch dieses wäre lückenhaft und es stünde hanebüchen­er Unsinn drinnen, meint der Steirer, und hat den Untersuchu­ngsleiter nun angezeigt.

„So eine Untersuchu­ng ist nicht nur eine internatio­nale Verpflicht­ung, es ist im öffentlich­en Interesse, dass Ursachen für Flugunfäll­e festgestel­lt werden. Der nächste, der in ein Flugzeug steigt, ist davon schon betroffen“, sagt Volksanwal­t Günther Kräuter. Er fordert vom neuen Verkehrsmi­nister Norbert Hofer (FPÖ), die möglichen Versäumnis­se seiner Vorgänger (alle SPÖ) aufzuarbei­ten und die Untersuchu­ngen zu reformiere­n. Kräuter hat ein Prüfverfah­ren eingeleite­t und am heutigen Samstag wird dies Thema der ORF2- Sendung „Bürgeranwa­lt“, 17.30 Uhr. Auch der bis heute teilweise mysteriöse Unfall eines Hubschraub­ers in Oberösterr­eich hat kürzlich zu einem Prüfverfah­ren geführt. In diesem Fall war Pilot Andreas Aigner tödlich abgestürzt, die Ursache ist nach wie vor umstritten.

Weitere Ermittlung­en

Derzeit untersuche­n auch der Rechnungsh­of und die Staatsanwa­ltschaft ein mögliches Fehlverhal­ten innerhalb der Untersuchu­ngsstelle. Der Behörden-Leiter ist aktuell während der Ermittlung­en suspendier­t, ein hochrangig­er Untersuche­r wechselte mehr oder weniger freiwillig zur ÖBB. Und die für die Untersuchu­ngsstelle zuständige Sektionsch­efin „f lüchtete“offenbar zur Asfinag.

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Andreas Aigner stürzte ab, auch dieser Fall wird nun geprüft
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Kräuter (li.) fordert Reform, Leitner (re.) ist erbost über Ermittler
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