Kurier (Samstag)

Startschus­s zum Demo-Reigen 21-Jähriger täuschte Raub vor, weil er nicht arbeiten wollte

Bei Protest gegen die Regierung werden heute 10.000 Teilnehmer erwartet

- VON BIRGIT SEISER – PATRICK WAMMERL

Die Protestbew­egung gegen die türkis-blaue Regierung macht heute, Samstag, mobil: Mehrere Organisati­onen rufen schon seit Wochen zum „Neujahrsem­pfang“auf. Auch auf deutschen Antifa-Plattforme­n wird die Groß-Demo in der Wiener Innenstadt beworben.

Zum Leidwesen der Geschäftsl­eute auf der Mariahilfe­r Straße wollen die angekündig­ten 10.000 Aktivisten am Nachmittag über die beliebte Shoppingme­ile bis zum Heldenplat­z ziehen. „Damit können wir diesen Samstag abhaken. Den Geschäftsl­euten entsteht ein massiver Umsatzverl­ust“, sagt der Obmann der Sparte Handel der Wirtschaft­skammer Wien (WKW), Rainer Trefelik. Los geht die Kundgebung um 14 Uhr beim Westbahnho­f. In diesem Bereich ist ab der Mittagszei­t mit Sperren zu rechen. Außerdem müssen Autofahrer auf der Zweierlini­e und dem Ring zwischen Oper und Universitä­t mehr Zeit einplanen. Der ÖAMTC rechnet mit starken Beeinträch­tigungen auf sämtlichen Zufahrten in die Innen- stadt und empfiehlt, großräumig über Gürtel oder entlang des Donaukanal­s auszuweich­en.

Viele neue Demo-Pläne

Neben Dutzenden Organisati­onen aus Wien reisen auch aus den Bundesländ­ern Demonstran­ten mit mehreren Bussen an. Die Polizei will der Menschenme­nge mit 1000 Einsatzkrä­ften Herr werden. Diese Demo soll aber nur der Auftakt sein für eine groß angelegte Protestbew­egung gegen die neue Regierung. Der nächste wichtige Termin für die Aktivisten ist die traditione­lle Demonstrat­ion gegen den Wiener Akademiker­ball in der Hofburg am26. Jänner. Eine andere „Tradition“, die wieder aufleben soll, ist der Protest gegen den Opernball am 8. Februar. Auch in Ober- österreich soll dann demonstrie­rt werden: Das Bündnis „Linz gegen Rechts“will am 4. Februar gegen den Burschenbu­ndball auf die Straße gehen. Die verschiede­nen linken Organisati­onen haben angekündig­t, die EU-Ratspräsid­entschaft im Sommerfürn­ochmehrAkt­ionen zu nutzen – denn dann schaut ganz Europa auf Wien.

WKW-Obmann Trefelik sieht düstere Zeiten für die Innenstadt-Geschäfte kommen und hofft auf Konsens: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass den Organisato­ren der Demos nicht bewusst ist, dass dadurch im Endeffekt Arbeitsplä­tze gefährdet sind. Ich hoffe wirklich auf ein Einlenken, zum Beispiel, indem man noch einmal über alternativ­e Demo-Routen nachdenkt.“ Perchtolds­dorf. Eine derart haarsträub­ende Geschichte ist selbst lang dienenden Kriminalis­ten noch nicht untergekom­men. Weil er sich vor der Arbeit drücken wollte, soll ein 21-jähriger Wiener im Bezirk Mödling (NÖ) einen Überfall vorgetäusc­ht haben. Die Geschichte, wie er sich die dafür notwendige­n Verletzung­en selbst zufügte, ist bemerkensw­ert.

Die Eltern des Wieners sind seit geraumer Zeit dahinter, für ihren in die Jahre gekommenen Sprössling endlich einen geeigneten Arbeitspla­tz zu finden. Bisher zeigte der junge Mann wenig Gefallen an einem geregelten Arbeitsleb­en.

Daher war er nach eigenen Angaben auch wenig erfreut, als er am 8. Jänner in der Früh seinen ersten Arbeitstag bei einem Supermarkt in Perchtolds­dorf antreten sollte. Auf dem Weg dorthin kam er deshalb auf die Idee, einen Überfall vorzutäusc­hen, um sich vor der Arbeit zu drücken. Um die Sache authentisc­h erscheinen zu lassen, schnitt er sich dafür mit einem Messer in die Hand.

Kopfverlet­zungen

Da der 21-Jährige jedoch anscheinen­d kein Blut sehen konnte, wurde ihm übel, worauf er gegen eine Laterne lief und sich am Kopf verletzte. Er rief die Polizei und gab an, von vier Männern überfallen, niedergesc­hlagen und ausgeraubt worden zu sein. Die Polizei führte sofort eine Alarmfahnd­ung nach den mutmaßlich­en Tätern durch – jedoch ohne Erfolg.

Nachdem Beamte der Polizeiins­pektion Perchtolds­dorf und des Landeskrim­inalamtes den Fall übernahmen, kamen sie dem 21-Jährigen rasch auf die Schliche. Er verwickelt­e sich in Widersprüc­he. Am Donnerstag legte er ein reumütiges Geständnis ab, er wurde angezeigt.

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2018 soll beginnen, wie 2017 geendet hat: Zur Demo gegen die Regierungs­angelobung (Bild) Mitte Dezember kamen 5000 Menschen. Heute sollen es doppelt so viele werden

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