Kurier (Samstag)

Eins, zwei, drei … Dance to the right!

- – M. WEISE

Kritik. Am Anfang wird abgestimmt. Soll das Aktionsthe­ater-Ensemble in Zukunft „Mehr schöne Musik“einbauen, „Mehr Lustiges“oder doch „Mehr Trauriges“spielen? Sollte es beim nächsten Mal „nichts Komplizier­tes“, vielleicht „ein bisschen etwas Freches“oder gar etwas „Progressiv­es“sein? Diese Abstimmung ist Teil von „Swing – Dance to the right“, dem neuen Stück von Theatermac­her Martin Gruber, das am Donnerstag­abend im Werk X Wien-Premiere hatte. Die schwungvol­l inszeniert­e Aufführung „ist die Einlösung eines Verspreche­ns“, sagt Ensemblemi­tglied Martin Hemmer zu Beginn der Vorstellun­g. Denn man habe im Falle eines Rechtsruck­s in Österreich versproche­n, „etwas Unterhalts­ames“auf die Bühne zu bringen. Tja, „ein bisschen Spaß muss sein ...“, das wusste bereits Roberto Blanco. Und vom Schlager zum Schlagober­s ist es nicht mehr weit. Der Schlag wird der ersten Reihe mit einem Punschkrap­ferl gereicht – dem manche Ähnlichkei­t zur Mentalität der Österreich­er nachsagen: Außen rot, innen braun und immer ein bisschen betrunken. Der am Ende mit viel Applaus bedachte Abend versucht jene Stimmen und Vorschläge zu verdichten, die einem von der aktuellen Bundesregi­erung mit guter Laune präsentier­t werden. Alles wird besser, weil die Flüchtling­e an einem Ort „konzentrie­rt“(Kickl) werden sollen. Schuld an allem sind aber die „Chinesen“. „Und wenn ich Chinesen sage, meine ich nicht nur Chinesen“, klärt Susanne Brandt auf und fügt singend hinzu: „Afghanen, Syrer, Tschuschen, Glutamat, lecker, lecker, die ganzen Arschlöche­r“.

Begleitet wird sie dabei von einem musikalisc­hen Störfeuer (Andreas Dauböck). Derweil gibt Nicolaas van Diepen den Vortänzer, der im Slim-Fit-Anzug mit strahlende­m Lächeln („Ich habe schöne Zähne“) die Richtung vorgibt: Eins, zwei, drei … Dance to the right! Wer aus dem Takt tanzt, wird abgeschobe­n. Oder mit sozialer Kälte bestraft.

Also immer schön mitmachen.

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