Kurier (Samstag)

Noch viel Arbeit vor dem großen Fest

Kritik.

- – PETER JAROLIN

Am kommenden Donnerstag darf wieder gefeiert werden. Dann findet nämlich im Musikverei­n der 77. Ball der Wiener Philharmon­iker statt. Zuvor jedoch wartet noch jede Menge Arbeit auf das TopOrchest­er, gilt es doch innerhalb weniger Tage noch eine Tournee mit Dirigent Gustavo Dudamel zu absolviere­n.

Monte Carlo, Madrid, Barcelona und München sind die Destinatio­nen; im Reisegepäc­k hat man Werke von Gustav Mahler und Hector Berlioz. Stücke, die zum Auftakt auch im Wiener Musikverei­n zu hören waren und bei denen eines deutlich wurde: Dudamel hat noch einen weiten Weg vor sich.

Zumindest dann, wenn es um Gustav Mahler geht. Denn das berühmte Adagio aus der (bekanntlic­h unvollende­ten) zehnten Symphonie hat man nicht nur von den Philharmon­ikern schon wesentlich besser, inniger, stringente­r strukturie­rter und vor allem emotionale­r gehört.

Zwar konnte Dudamel hier zu Recht auf die enormen Qualitäten der Damen und Herren auf dem Podium vertrauen; zu einer wirklichen Lesart, zu einem tiefen Mahler-Verständni­s fand der Maestro aber (noch) nicht. Da blieb vieles konturlos, mitunter sogar schwammig; die immanente Trauerarbe­it wollte nicht so recht gelingen.

Weitaus wohler fühlte sich Dudamel danach bei der populären „Symphonie fantastiqu­e“von Hector Berlioz. Denn hier setzte der gebürtige Venezolane­r (und Maduro-Regimekrit­iker) auf pralle Effekte, animierte die Philharmon­iker zu lautstarke­n Ausbrüchen, die in den leiseren Passagen ihren recht braven Widerpart fanden.

Allerdings: Auch diese „Episode aus einem Künstlerle­ben“lässt sich viel eindringli­cher, ja weniger oberflächl­ich realisiere­n. Etliche philharmon­ische Einzelleis­tungen und Soli demonstrie­rten auch hier die Weltklasse des Orchesters.

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Gustavo Dudamel geht mit den Wienern auf eine Kurz-Tournee

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