Noch viel Arbeit vor dem großen Fest
Kritik.
Am kommenden Donnerstag darf wieder gefeiert werden. Dann findet nämlich im Musikverein der 77. Ball der Wiener Philharmoniker statt. Zuvor jedoch wartet noch jede Menge Arbeit auf das TopOrchester, gilt es doch innerhalb weniger Tage noch eine Tournee mit Dirigent Gustavo Dudamel zu absolvieren.
Monte Carlo, Madrid, Barcelona und München sind die Destinationen; im Reisegepäck hat man Werke von Gustav Mahler und Hector Berlioz. Stücke, die zum Auftakt auch im Wiener Musikverein zu hören waren und bei denen eines deutlich wurde: Dudamel hat noch einen weiten Weg vor sich.
Zumindest dann, wenn es um Gustav Mahler geht. Denn das berühmte Adagio aus der (bekanntlich unvollendeten) zehnten Symphonie hat man nicht nur von den Philharmonikern schon wesentlich besser, inniger, stringenter strukturierter und vor allem emotionaler gehört.
Zwar konnte Dudamel hier zu Recht auf die enormen Qualitäten der Damen und Herren auf dem Podium vertrauen; zu einer wirklichen Lesart, zu einem tiefen Mahler-Verständnis fand der Maestro aber (noch) nicht. Da blieb vieles konturlos, mitunter sogar schwammig; die immanente Trauerarbeit wollte nicht so recht gelingen.
Weitaus wohler fühlte sich Dudamel danach bei der populären „Symphonie fantastique“von Hector Berlioz. Denn hier setzte der gebürtige Venezolaner (und Maduro-Regimekritiker) auf pralle Effekte, animierte die Philharmoniker zu lautstarken Ausbrüchen, die in den leiseren Passagen ihren recht braven Widerpart fanden.
Allerdings: Auch diese „Episode aus einem Künstlerleben“lässt sich viel eindringlicher, ja weniger oberflächlich realisieren. Etliche philharmonische Einzelleistungen und Soli demonstrierten auch hier die Weltklasse des Orchesters.