Kurier (Samstag)

Wienwert-Anlegern droht Desaster

Aktionärsv­ertreter Rasinger sagt, Investoren müssten sich selbst an Nase nehmen, Anleihen hoch riskant

- VON KID MÖCHEL

Die mit Anlauf angekündig­te Großpleite des Wiener Immobilien­entwickler­s WW Holding AG, Mutterfirm­a der Wienwert AG, zieht bereits weite Kreise. AmFreitagn­achmittag lag laut Creditrefo­rm noch kein Insolvenza­ntrag bei Gericht vor. „Die Holding selbst hat ja nichts, außer der Beteiligun­g an der Wienwert AG“, sagt Creditrefo­rm-Experte Gerhard Weinhofer zum KURIER. „Ich sehe daher große Gefahr für alle Gläubiger, insbesonde­re für die Anleihezei­chner.“

Die Holding hat 15 Anleihen unter der Leute gebracht, die neue Wienwert AG eine. Letztere soll unbesicher­t sein. Eine verlässlic­he Angabe über die Zahl der betroffene­n Kleinanleg­er gibt es bisher nicht.

Laut Wienwert-Stakeholde­rn betragen die Anleihever­bindlichke­iten rund 32,5 Millionen Euro. Die WW Holding hat für 2017 noch keine Bilanz im Firmenbuch hinterlegt. Dem Vernehmen nach wurde im Zuge der Erstellung der Bilanz 2016 eine positive Fortbesteh­ungsprogno­se erstellt. Darin soll für den Pleitefall eine fiktive Insolvenzq­uote in Höhe von 13 Prozent errechnet worden sein. „Die Immobilien sind mit Krediten finanziert, die Banken haben in der Regel Pfandrecht­e auf den Liegenscha­ften“, sagt ein Insider. Da im Vorjahr vier Immobilien ad hoc verkauft wurden, könnte der Haftungsto­pf weiter geschrumpf­t sein.

Viele Warnhinwei­se

Bei solchen Notverkäuf­en werden in der Regel keine Top-Erlöse erzielt. Im Gegenteil. „Sie haben einiges verkauft, unter den Werten, die sie publiziert hatten“, behauptet Wilhelm Rasinger vom Interessen­verband für Anleger (IVA). „Wienwert hat eine problemati­sche Vergangenh­eit und war eigentlich nur ein Torso einer Immobilien­gesellscha­ft. Der Name Wienwert war das Beste an diesem Unternehme­n.“ Wienwert-Chef Gruze habe ihm angeboten, in den Aufsichtsr­at einzuziehe­n. Rasinger: „Ich habe das abgelehnt.“Gruze habe seine angeblich „guten Kontakte zur Stadt Wien in den Vordergrun­d“gestellt“. Laut Rasinger müssten sich alle Anleger, die in Wienwert-Anleihen investiert haben, selbst an der Nase nehmen. „Das war hoch riskant“, sagt der Anlegerver­tre- ter. „Es gab in der Vergangenh­eit immer wieder Warnhinwei­se.“

Rapid-Sponsoring

Wienwert hat das Geld mit vollen Händen ausgegeben. „Die Wienwert AG und der SK Rapid Wien haben eine Sponsoring­vereinbaru­ng über einen Betrag in Höhe von 500.000 Euro mit einer Laufzeit über die nächsten drei Saisonen abgeschlos­sen“, verkündete Rapid im Juni 2016 stolz. Rapid-Geschäftsf­ührer Christoph Peschek sagt dazu nur: „Die im Sommer 2016 begonnene Kooperatio­n mit der Firma Wienwert ist zu unserer Zufriedenh­eit verlaufen ist und wir haben von der wirtschaft­lich herausford­ernden Situation bisher lediglich via Medienberi­chte erfahren haben.“

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Zustand dieses Wienwert-Hauses in der Lerchenfel­der Straße ist symptomati­sch für die Wienwert-Lage

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