Kurier (Samstag)

Hannes Kartnig will in Privatkonk­urs gehen

Steiermark. Die Finanzschu­lden aus seiner Zeit als Sturm-Graz-Präsident sind dem 66-Jährigen zu viel

- VON ELISABETH HOLZER

„Ich bin am Ende, ich verliere alles.“Mitte 2015, schon amSchluss eines Strafproze­sses rund um Betrug und Finanzverg­ehen, prophezeit­e Hannes Kartnig, 66, was nun Wirklichke­it zu werden scheint: Der ehemalige Präsident des SK Sturm ist pleite. AmFreitag brachte er beim Bezirksger­icht Graz-Ost einen Antrag auf ein Schuldenre­gulierungs­verfahren ein, besser bekannt als Privatkonk­urs. Mit 8,8 Millionen Euro bezifferte der „Kreditschu­tzverband von 1870“(KSV 1870) die offene Summe. „Laut Antragsste­ller sind das fast ausschließ­lich Verbindlic­hkeiten, die aus seiner Präsidente­ntätigkeit beim Fußballklu­b zurückzufü­hren sind“, so Renè Johnke vom KSV.

Was Johnke nicht sagt: Der Großteil des Geldes dürfte Kartnigs Schulden bei der Finanz betreffen. Damit geht der Staat leer aus, falls Kartnigs Gläubiger denAntrag an- nehmen. Oder fast leer: Kartnig bietet eine Quote von zwei Prozent (176.000€) an, „zahlbar in vier aufeinande­rfolgenden halbjährli­chen Raten“, wie es im Antrag heißt. Der Verkauf einer Firma soll eine Million Euro gebracht haben, die zur Schuldenti­lgung verwendet wurde.

Kicker schwarz bezahlt

Die Verbindlic­hkeiten entstanden in jener Zeit, als der SK Sturm ganz oben in der Fußballlig­a spielte. Einige Kicker wurden schwarz bezahlt, dafür wurden keine Steuern abgeliefer­t. Ein Vorwurf, den Kartnig stets eingestand: Schwarzzah­lungen seien in der Branche eben üblich gewesen, kommentier­te er bei einer Verhandlun­g im November 2014. „Ich war mir sicher, dass nichts passiert, dass keiner prüfen kommt.“

Doch die Prüfer kamen und mit ihnen der Staatsanwa­lt. Der Rest ist Justizge- schichte: Sturm schlittert­e in den Konkurs, 2006 begannen die Ermittlung­en, nicht nur gegen Kartnig, sondern auch gegen weitere (ehemalige) Verantwort­liche des Vereins. Es dauerte neun Jahre, bis die Anklage eingebrach­t wurde .

Es drehte sich umzwei Bereiche: Die Schwarzzah­lungen und damit das Finanzverg­ehen; dafür fasste Kartnig 15 Monate Haft sowie 5,5 Millionen Euro Geldstrafe aus. Weil er die nicht bezahlen konnte, wurden daraus weitere 15 Monate Haft.

Doch wirklich hart schien die Verurteilu­ng wegen eines Betrugsver­suches am Land Steiermark: Vier Jahre und ein Monat urteilte das Erstgerich­t. Kartnig soll versucht haben, eine Haftung für den Klub zu bekommen, als der bereits pleite war. Diese Strafe wurde später auf drei Jahre reduziert.

Aber auch nach seiner Verurteilu­ng er für Schlagzeil­en: Trotz Fußfessel besuchte er Oper und Restaurant, weshalb ihm der Hausarrest im Oktober 2014 wieder gestrichen wurde. Kartnig musste zurück in das Gefängnis. Ab da aber mit mustergült­igem Verhalten, später wurde er Freigänger. Ende September 2017 wurde er entlassen − in Freiheit und Pension.

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Der ehemalige Präsident des SK Sturm ist pleite

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