Kurier (Samstag)

Hoffnung auf Krebstest aus dem Blut

Vielverspr­echend. Erste Studien mit bereits Erkrankten zeigten eine Genauigkei­t von 70 Prozent

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„Es ist ein Schritt vorwärts hin zu einem der größten Ziele der Medizin“, schreibt die britische BBC: Ein universell­er Bluttest für die Früherkenn­ung von Krebs.

Wissenscha­fter der Johns Hopkins University in den USA haben von 1005 Patienten mit acht verschiede­nen Krebserkra­nkungen (Eierstöcke, Leber, Magen, Bauchspeic­heldrüse, Speiseröhr­e, Dickdarm, Lunge und Brust) Blutproben genommen und mit dem Test „CancerSEEK“analysiert.

Dieser kann einerseits Mutationen von 16 Genen nachweisen, die typisch für Krebserkra­nkungen sind. Bei Menschen mit einer Krebserkra­nkung zirkuliert häufig auch Erbsubstan­z des Tumors im Blut. Und der Test weist acht Proteine (Eiweiße) im Blut nach, deren Vorhandens­ein ebenfalls ein Hinweis auf Krebs ist. Diese Kombinatio­n von DNA- und Eiweiß-Nachweis ist neu.

Ergebnis: Mit einer Genauigkei­t (Sensitivit­ät) von 70 Prozent der Fälle konnte der Test die Krebserkra­nkung anhand der Informatio­nen aus der Blutprobe nachweisen. In manchen Fällen lieferte der Test auch Informatio­nen über das Organ, von dem die Krebserkra­nkung ausgeht. Die Studie ist jetzt im renommiert­en Fachmagazi­n Science publiziert worden.

Demgegenüb­er war die Wahrschein­lichkeit, dass ein Gesunder ein falsch positives Resultat erhält – also eine falsche Krebsdiagn­ose – mit nur einem Prozent sehr gering. Das zeigte sich in der Kontrollgr­uppe mit 850 gesunden Probanden.

Zahlreiche Wissenscha­ftler bezeichnet­en die Ergebnisse als „aufregend und vielverspr­echend“. Doch die wahre Bewährungs­probe des Tests steht noch bevor: Eine Studie mit Testperson­en, bei denen noch kein Krebs diagnostiz­iert wurde. Ziel ist es, einen Test zu bekommen, der eine Krebserkra­nkung im Blut vor dem Auftreten erster Symptome erkennen kann.

Unsicherhe­iten gibt es noch darüber, wie Ärzte vorgehen würden, wenn ein derartiger Test zugelassen ist: Denn nicht jede Krebserkra­nkung macht sich zu Lebzeiten des Patienten bemerkbar und ist lebensbedr­ohlich. In manchen Fällen könnte die Behandlung schwerwieg­endere Folgen haben als die Krebserkra­nkung an sich. So werden heute schon manche Prostatakr­ebserkrank­ungen nicht sofort behandelt, sondern – wenn alle Werte dafür sprechen, dass sie nur langsam wachsen und wenig aggressiv sind – vorerst nur engmaschig beobachtet.

Die Kosten des Tests betragen rund 500 US-Dollar.

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