Kurier (Samstag)

„Zwischen dem Absurden und dem Spirituell­en“

Ballett.

- – GEORG LEYRER

Im 19. Jahrhunder­t schrieb Ibsen seinen „Peer Gynt“, und dennoch ist der ein überrasche­nd moderner Charakter: Gynts Biografie, die ihn von Norwegen bis nach Nordafrika und wieder zurück führt, ist eine willkürlic­he Ansammlung von Unnotwendi­gkeiten, in der Gynt am Schluss selbst vergeblich seinen Kern sucht.

Es ist eine Entwicklun­gsbiografi­e ins Nichts hinein, ein sich selbst abschälend­es Leben, auf das zu Hause, welch schöne Männerfant­asie, die Liebe gewartet hätte.

Es ist ein Stoff, der wie geschaffen scheint für eine moderne Tanzsprach­e.

Ibsen „löscht die Grenzen zwischen Naturalism­us und Romantik, zwischen dem Absurden und dem Spirtuelle­n“aus, sagt Edward Clug. Der aus Rumänien stammende Choreograf bringt am morgigen Sonntag sein Ballett „Peer Gynt“mit dem Staatsball­ett in der Staatsoper auf die Bühne. Und sucht sich dabei einen eigenen Weg zwischen Ibsens Text und Edvard Griegs „Peer Gynt“-Musik: Beide haben „ihre eigene Version von Peer Gynt geschaffen“, sagt Clug. „Ich wollte meine eigene finden.“Das Ergebnis wurde 2015 in Maribor, wo Clug Ballettche­f ist, uraufgefüh­rt, und kommt nun nach Wien.

„Es war eine ziemliche Herausford­erung, Ibsens Gedanken ohne Worte darzustell­en“, sagt Clug. Er wolle den Zuseher daher selbst „erleben lassen, wie Grenzen und Konvention­en zusammensc­hmelzen“. Der universell­e Antrieb von Peer Gynt – und auch sein eigener bei der Arbeit am Stoff – sei „Neugierde“, sagt Clug.

Grieg und Radiohead

Griegs Klassikhit wird ebenso erklingen wie andere Musik des Komponiste­n (Dirigent: Simon Hewett).

Wobei der Choreograf (Jahrgang 1973) auch in moderneren Sounds zu Hause ist. So hat er jüngst eine Premiere mit dem Netherland­s Dance Theatre zu den Klängen des neuesten Radiohead-Albums herausgebr­acht. „Ich brauche das, um frisch zu bleiben“, sagt er. Auf die Frage, ob sich Ballett wandeln muss, um mehr Interesse zu wecken, meinte er: „Darauf habe ich keine Antwort. Ich wandle mich andauernd“.

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Das Ballett „Peer Gynt“hat am Sonntag (18.30 Uhr) in der Staatsoper Premiere

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