„Zwischen dem Absurden und dem Spirituellen“
Ballett.
Im 19. Jahrhundert schrieb Ibsen seinen „Peer Gynt“, und dennoch ist der ein überraschend moderner Charakter: Gynts Biografie, die ihn von Norwegen bis nach Nordafrika und wieder zurück führt, ist eine willkürliche Ansammlung von Unnotwendigkeiten, in der Gynt am Schluss selbst vergeblich seinen Kern sucht.
Es ist eine Entwicklungsbiografie ins Nichts hinein, ein sich selbst abschälendes Leben, auf das zu Hause, welch schöne Männerfantasie, die Liebe gewartet hätte.
Es ist ein Stoff, der wie geschaffen scheint für eine moderne Tanzsprache.
Ibsen „löscht die Grenzen zwischen Naturalismus und Romantik, zwischen dem Absurden und dem Spirtuellen“aus, sagt Edward Clug. Der aus Rumänien stammende Choreograf bringt am morgigen Sonntag sein Ballett „Peer Gynt“mit dem Staatsballett in der Staatsoper auf die Bühne. Und sucht sich dabei einen eigenen Weg zwischen Ibsens Text und Edvard Griegs „Peer Gynt“-Musik: Beide haben „ihre eigene Version von Peer Gynt geschaffen“, sagt Clug. „Ich wollte meine eigene finden.“Das Ergebnis wurde 2015 in Maribor, wo Clug Ballettchef ist, uraufgeführt, und kommt nun nach Wien.
„Es war eine ziemliche Herausforderung, Ibsens Gedanken ohne Worte darzustellen“, sagt Clug. Er wolle den Zuseher daher selbst „erleben lassen, wie Grenzen und Konventionen zusammenschmelzen“. Der universelle Antrieb von Peer Gynt – und auch sein eigener bei der Arbeit am Stoff – sei „Neugierde“, sagt Clug.
Grieg und Radiohead
Griegs Klassikhit wird ebenso erklingen wie andere Musik des Komponisten (Dirigent: Simon Hewett).
Wobei der Choreograf (Jahrgang 1973) auch in moderneren Sounds zu Hause ist. So hat er jüngst eine Premiere mit dem Netherlands Dance Theatre zu den Klängen des neuesten Radiohead-Albums herausgebracht. „Ich brauche das, um frisch zu bleiben“, sagt er. Auf die Frage, ob sich Ballett wandeln muss, um mehr Interesse zu wecken, meinte er: „Darauf habe ich keine Antwort. Ich wandle mich andauernd“.