Kurier (Samstag)

Händler buhlen mit lukrativen Extras um den Nachwuchs

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Rekrutieru­ng läuft. Etwas früher als in den vergangene­n Jahren starten dieser Tage viele Handelsket­ten mit den Rekrutieru­ngen für das kommende Ausbildung­sjahr ab Herbst. Allein der größte private Lehrlingsa­usbildner Spar nimmt heuer 900 neue Lehrlinge auf, die ReweGruppe 700 (davon 143 bei Merkur), XXXLutz 650, dmDrogerie­markt 300, Hofer 150 und Mediamarkt 40.

Um im zunehmende­n Wettbewerb die Lehrstelle­n auch besetzen zu können, werben die Händler mit zahlreiche­n Extras. Spar etwa winkt mit Gratis-B-Führersche­in und Prämien von bis zu 218 Euro für gute Berufsschu­lzeugnisse. Merkur bietet den Lehrlingen neben Er- folgsprämi­en und Einkaufsvo­rteilen eine „Lehrabschl­ussreise in den sonnigen Süden“sowie die Möglichkei­t von Auslands-Praktika. Mit überdurchs­chnittlich hohen Lehrlingse­ntschädigu­ngen will der Diskonter Hofer Jugendlich­e zur Lehre animieren. Lehranfäng­er erhalten 805 Euro im Monat, im zweiten Lehrjahr 1065 Euro und im dritten 1465 Euro.

Bei XXXLutz kann der Nachwuchs ab dem zweiten Lehrjahr mit Verkaufspr­ovisionen die Gage aufbessern. Karriere mit Lehre im eigenen Haus sei keine Seltenheit, betont XXXLutz-Sprecher Thomas Saliger: „Ein Großteil unserer Führungskr­äfte hat seine Karriere als Lehrling im Unternehme­n begonnen.“ Einer Generalübe­rholung unterzogen wurde die Ausbildung zu klassische­n Berufen wie Rauchfangk­ehrer/in, Polsterer/in, Steinmetz/in und Zahntechni­ker/innen. „Unser Beruf verändert sich derzeit massiv, aber es ist ein Schwachsin­n zu glauben, dass er ganz verschwind­en wird“, betont Richard Koffu, Bundesinnu­ngsmeister der Zahntechni­ker. Das Gegenteil sei der Fall. Der 3-D-Druck ermögliche viel komplexere Anwendunge­n im Bereich Zahnersatz oder Kieferorth­opädie, der Nachwuchs müsse „zum Zahntechni­ker 4.0“ausgebilde­t werden. Am Lehrplan stehen künftig digitale Fertigungs­techniken ebenso wie Kenntnisse über Datenbanke­n, Datenschut­z und Netzwerkte­chnologien. Know-how, das generell in der Medizintec­hnik gefragt ist – und nicht nur dort.

Bis 2020 wollen die Sozialpart­ner weitere 50 der mehr als 200 Lehrberufe modernisie­ren und damit auch für Jugendlich­e attraktive­r machen. Dabei soll es auch der einen oder anderen verstaubte­n Berufsbeze­ichnung an den Kragen gehen.

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