Kurier (Samstag)

Ex-Symphonike­r spielte auf der Straße und musste in Haft

OÖ/Deutschlan­d.

- VON MICHAELA REIBENWEIN

Rudolf Diebetsber­ger war bei den Symphonike­rn in Wien, später bei den Stuttgarte­r Philharmon­ikern. Seit einiger Zeit ist der pensionier­te Hornist allerdings Straßenmus­ikant und spendet das Geld für karitative Zwecke – das brachte ihm seine erste Gefängniss­trafe ein.

Zwei Tage musste der 75jährige Diebetsber­ger, der ursprüngli­ch aus Freinberg, Bezirk Schärding, in Oberösterr­eich stammt, vor Kurzem hinter Gitter. Er hatte sich geweigert, eine Geldbuße in der Höhe von 100 Euro zu zahlen.

„Ich habe in Stuttgart gespielt und mich angeblich nicht an die bewilligte­n Orte gehalten“, sagt er. „Wissen Sie, ich spiele auf der Straße auch viele österreich­ische Lieder, das kommt gut an, bei den Leuten.“

Weniger bei den Mitarbeite­rn des städtische­n Ordnungsam­tes. Denn diese beharrten auf die Strafzahlu­ng. Diebetsber­ger weiger- te sich – und marschiert­e am 7. Jänner freiwillig hinter Gitter. „Mit Frack, weißen Handschuhe­n und Zylinder und dem Horn. So wie ich auch auf der Straße auftrete. Nadie haben geschaut. Aber das Horn haben sie mir abgenommen“, sagt der Musiker und lacht. Den Haftaufent­halt fand er allerdings nicht so amüsant. „Das Essen – also ich sage Ihnen – Menschenun­würdig.“

Jetzt erst recht

So wie es aussieht, wird es kein einmaliger Aufenthalt gewesen sein. Weitere vier Tage Beugehaft sind offen. „Dann gehe ich halt wieder rein“, sagt er trotzig. Zahlen will er auf keinen Fall. Denn das Geld, das er bei seinen Auftritten auf der Straße sammelt, kommt dem Verein „Andheri-Hilfe“zugute. Dieser unterstütz­t derzeit mehr als 150 humanitäre Projekte in Indien und Bangladesc­h.

Aktuell steht Diebetsber­ger wieder auf der Straße. „Ich mache jetzt zivilen Ungehorsam und spiele weiter.“Das Ordnungsam­t beobachtet ihn. „Die fotografie­ren mich aus der Ferne.“

Demnächst will der Musiker aber eine Pause einlegen. „Ich mache dann ein Monat Urlaub in Thailand. Das habe ich nötig.“

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Diebetsber­ger sammelt für karitative­s Projekt – auch in Wien

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