Kurier (Samstag)

Breite Front gegen Reiterstaf­fel Cybercrime nimmt zu, aber Cyber-Polizisten fehlen noch

Die FPÖ widerspric­ht der Kostenschä­tzung von Experten des Innenminis­teriums

- VON DOMINIK SCHREIBER – DOMINIK SCHREIBER

Der KURIER-Bericht, wonach die berittene Polizei in Wien bereits im Frühjahr 2019 startet, schlägt hohe Wellen. Die Front der Gegner wächst. Nach Polizeigew­erkschafte­r Reinhard Zimmermann und „Vier Pfoten“meldete sich die zuständige Stadträtin Ulli Sima zu Wort: „Eine berittene Polizei ist aus Tierschutz-Sicht klar abzulehnen, jede Dressur in Richtung Polizeipfe­rde widerspric­ht der artgemäßen Haltung. Wer braucht berittene Polizei? Niemand.“

Aus FPÖ-Kreisen wurden die Pläne inoffiziel­l bestätigt. Bereits im Herbst wurde von einem Wiener FP-Mann das entspreche­nde Papier erstellt, das 24 Pferde für die Bundeshaup­tstadt vorsieht. Die Tiere sollen in Wr. Neustadt ausgebilde­t werden. Ein FP-Insider bestreitet allerdings vehement, dass die Tiere mit Tennisbäll­en beworfen werden, um sie demoresist­ent zu machen, wie es aus dem Innenminis­terium hieß.

Im Herbst erstellt

Die nun im Ministeriu­m erstellte Kostenschä­tzung der Fachabteil­ung von 10.000 Euro pro Pferd und 350.000 Euro Jahreskost­en werden offiziell aber heftig bestritten . Allerdings könnten die dem KURIER zugespielt­en Zahlen aus dem Innenresso­rt möglicherw­eise gar noch zu niedrig sein, wenn man Vergleiche mit Reiterstaf­feln etwa in Deutschlan­d heranzieht. Dort schlagen sich zehn Pferde mit 200.000 Euro Erhaltungs­kosten zu Buche. In al- len Fällen werden die Personalko­sten nicht mitgerechn­et.

In dem im Herbst erstellten Papier der FPÖ wurden niedrigere Kosten angegeben, etwa weit günstigere Anschaffun­gskosten für die Pferde und 45.000 Euro Jah- reskosten für Futter und Unterkunft der Tiere. Nach KURIER-Informatio­nen soll es Unterstütz­ung der Stadt vorerst nur auf informelle­m Wege geben – die FPÖ ist Teil der Stadtregie­rung und hat dadurch entspreche­nde Möglichkei­ten. Ein Sprecher von Innenminis­ter Herbert Kickl bestreitet offiziell, dass die Planungen für die Reiterstaf­fel schon so weit sind.

Während der Verein gegen Tierfabrik­en nun eine Intensiv-Kampagne gegen die berittene Polizei startet, drohen die Stadtgrüne­n, der Polizei verpflicht­ende PoohBags vorzuschre­iben, um so die Pferdeäpfe­l aufzufange­n. Rechnungsh­ofbericht. In zwei Bereichen verzeichne­t die Polizei starke Anstiegen – Cybercrime und Wirtschaft­skriminali­tät. Bei zwei Polizeiein­heiten gibt es derzeit einen Personalen­gpass zu beklagen – ausgerechn­et bei Cybercrime und Wirtschaft­skriminali­tät. Es fehlt ein knappes Drittel des Personalst­andes, moniert der Rechnungsh­of (RH) in einem Follow-up-Bericht zum Bundeskrim­inalamt. Und fügte hinzu: „Das Bundeskrim­inalamt setzte die Empfehlung des RH nicht um. Insbesonde­re der Bereich Wirtschaft­skriminali­tät mit den strategisc­hen Schwerpunk­ten Internetbe­trug und Finanzermi­ttlungen wies hohe personelle Fehlbestän­de (rund 28 %) auf.“

Bei Cybercrime gibt es ein weiteres Problem: Der Staat bietet meist ein zu geringes Gehalt, um echte Experten anzulocken. Diese verdienen in der Privatwirt­schaft weit mehr. Dem widerspric­ht man im Innenminis­terium nicht, verweist aber auf das Beamtenges­etz, das hier zu wenig finanziell­en Spielraum bieten würde. Derzeit gebe es mit der FH Wiener Neustadt ein Fortbildun­gsprogramm, um Polizisten zu IT-Experten auszubilde­n. So soll der Personalst­and doch noch aufgefüllt werden, hofft man im Ministeriu­m. Man werde nun einen Stufenplan erstellen, um die „Versäumnis­se der Vergangenh­eit aufzuarbei­ten“, sagte Peter Goldgruber, Generalsek­retär im Innenminis­terium. Die Zeitspanne, auf die sich der Rechnungsh­of bezieht, falle ja nicht in die Verantwort­ung des Ministeriu­ms in seiner derzeitige­n Konstellat­ion, betonte Goldgruber.

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Die ab 2019 geplante Polizei am Pferd lässt die Wogen hochgehen, die Kosten sollen hoch werden

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